Wer sich nicht langfristig an einen festen Zinssatz binden möchte, sollte sich das Euribor-Darlehen genauer anschauen. Dieses verfügt nicht über einen einmalig festgelegten Zinssatz, der über die Kreditlaufzeit hinweg konstant bleibt. Vielmehr kann der Zinssatz beim Euribor quartalsweise schwanken. Das hat für den Kreditnehmer Vorteile, wenn der Referenzzinssatz Euribor sinkt, wirkt sich jedoch bei steigendem Euribor nachteilig aus aus.
Inhaltsverzeichnis
Das Wichtigste in Kürze
- Das Euribor-Darlehen ist eine flexible Kreditform mit variablem Zinssatz.
- Es eignet sich vor allem zur Überbrückung bis zum nächsten höheren Geldeingang
- Der Sollzinssatz basiert auf dem „Drei-Monats-Euribor“ zuzüglich Bankengebühren und eventueller Aufschläge.
Euribor-Darlehen: Definition
Der Name des Euribor-Darlehens basiert auf der „Euro Interbank Offered Rate“. Dabei handelt es sich um einen Referenzzinssatz, der sich aus den Angebotssätzen verschiedener Banken in Europa zusammensetzt und sich (indirekt) am Leitzinssatz Europäischen Zentralbank orientiert.
Dieser ermittelte Zinssatz entscheidet nicht unwesentlich über die zu zahlende Zinshöhe von Kreditnehmern eines Euribor-Darlehens. Hinzu kommen allerdings noch der Einfluss der eigenen Bonität sowie individuelle Bankgebühren, die sich je nach Geldinstitut unterscheiden und den Zinssatz weiter beeinflussen.
Die Veröffentlichung des aktuellen Euribor erfolgt täglich, beispielsweise in Tageszeitungen. Wer die Zinsentwicklung aufmerksam verfolgt, kann somit von einem Euribor-Darlehen profitieren – da er den voraussichtlichen Preis des kommenden Quartals kennt. Der rechtzeitige Umstieg auf ein Festzinsdarlehen ist dann die beste Handlung.
Besonderheit: Ständig schwankende Konditionen bei Euribor-Darlehen
Das Besondere an dem Euribor-Kredit ist die immer wieder neue Festlegung des Zinssatzes. Es gibt keinen festen Zinssatz – das kann für den Kreditnehmer positiv oder negativ sein, je nach Entwicklung des Euribors. Dieser sogenannte Referenzzinssatz ist für die Zinsberechnung maßgeblich und immer für ein Quartal bindend. Steigt der Euribor im Quartal beispielsweise um 0,3 Prozentpunkte an, wird auch das Darlehen im kommenden Quartal um 0,3 Prozentpunkte höher verzinst.
Info: Liegt der Referenzzinssatz im negativen Bereich, wird er als Nullwert behandelt
Bei der Gebührenberechnung liegen aber noch andere Faktoren zugrunde.
- Bankgebühren: Die individuellen Gebühren der Bank kommen hinzu. Diese unterscheiden sich je nach Institut, weshalb sich ein Vergleich für das Euribor-Darlehen lohnen kann.
- Bonität: Die Bonität des Kreditnehmers kann, wie bei allen Kreditformen, auch die Zinshöhe des Euribor Kredits beeinflussen.
- Aufschläge: Mögliche Aufschläge ergeben sich nicht nur durch eine schlechte Bonität des Kreditnehmers, sondern auch durch gewünschte Zusatzleistungen. Dazu gehört beim Euribor-Darlehen klassischerweise die Vereinbarung einer Zinsobergrenze auf Wunsch des Kunden. So sichert er sich zwar gegen eine dauerhafte Zinssteigung ab und kann finanziell besser planen, muss aber auch für die zu zahlenden Raten etwas tiefer in die Tasche greifen. Je länger die Zinsobergrenze gelten soll, desto höher fallen diese Aufschläge aus.
Weitere Aspekte, die für das Euribor-Darlehen wichtig sind:
- Der Zeitfaktor: Je kürzer sich Bank und Kreditnehmer an die vereinbarten Konditionen binden, desto geringer fallen die Rückzahlungsraten aus. Meist ist bei einem Euribor-Kredit die Zinsbindung für einen, drei oder sechs Monate vorgesehen. Bei anderen Darlehensformen sind hier hingegen Laufzeiten von mehreren Jahren üblich.
- Die Rückzahlungsbedingungen: Anders als bei anderen Krediten fällt keine Vorfälligkeitsentschädigung an, wenn das Euribor-Darlehen vorzeitig ganz oder in Teilen zurückgezahlt wird. In dieser Hinsicht genießt der Kreditnehmer eine hohe Flexibilität. Der frühestmögliche Zeitpunkt für die Rückzahlung ist aber der Ablauf des ersten Quartals oder der Zinsbindung.
- Die Kündigung: Das Darlehen kann von dem Kreditnehmer gewechselt werden, wenn die Zinsen zu sehr steigen. Dann ist der Umstieg auf einen Kredit mit längerer, fester Zinsbindung möglich. Auch hier muss keine Vorfälligkeitsentschädigung gezahlt werden. Allerdings wird die Bonität neu geprüft und es können für den Kreditnehmer ungünstigere Konditionen entstehen. Zudem ist die Zahlung einer Gebühr von ca. zwei Prozent des Euribor-Darlehens üblich. Diese verteilt sich jedoch auf den gesamten Zeitraum der bisherigen Laufzeit.
Was ist eigentlich der Referenzzinssatz?
Der Zinssatz des Euribor basiert auf dem durchschnittlichen Zinsniveau von 32 europäischen Banken, die sich gegenseitig Geld leihen. Dieses Niveau wird täglich neu ermittelt. Das Ergebnis wird als Referenzzinssatz bezeichnet, da dieser Zinssatz als Basis für die Kostenermittlung des Euribor-Darlehens fungiert. Ein Orientierungspunkt ist der Leitzinssatz der EZB (Europäische Zentralbank). Werte wie die durchschnittlichen Zinssätze, die Banken für das gegenseitige Geldleihen zahlen, spielen eine wichtige Rolle für den Referenzzinssatz und das allgemeine Zinsniveau.
Für wen eignet sich das Euribor-Darlehen?
Das Euribor-Darlehen eignet sich insbesondere für einen kurzfristigen Finanzierungsbedarf oder als Überbrückung, bis beispielsweise Immobilien verkauft werden und ein höherer Geldeingang erwartet wird. Gerade die kurzfristigen Laufzeiten und die kurze Zinsbindung sind attraktiv für diese Situation.
Zudem können Menschen, die das Niveau des Zinssatzes regelmäßig verfolgen, von den Vorzügen profitieren. Sie sehen die Entwicklung des Euribor Referenzzinssatzes aufgrund der bisherigen Erfahrungswerte zumindest in Teilen voraus und können so Geld gegenüber einem Festzinsdarlehen sparen. Durch die wegfallende Vorfälligkeitsentschädigung bei Kündigung und Flexibilität beim Darlehenswechsel ist diese Option interessant.
Infobox: Euribor Kredit als Ergänzung für langfristiges Darlehen
Für langfristig angelegte Darlehen eignet sich das Euribor-Darlehen allein weniger. Es kann aber als Ergänzung, also nur für einen Teil der Finanzierung, eingesetzt werden. Beispielsweise kombiniert mit einem Bausparvertrag mit fester Zinsbindung, sinkt einerseits das Risiko von Kapitalverlust – andererseits können die Vorteile der günstigen Konditionen des Euribor Kredits ausgenutzt werden.
Vorteile und Nachteile des Euribor-Darlehens
Die größten Vorteile des Euribor-Darlehens sind der mögliche Profit, die fehlende Vorfälligkeitsentschädigung und die Möglichkeit der relativ flexiblen Kündigung. Hinzu kommen mögliche Sicherheiten, die dann aber einen Preisaufschlag mit sich bringen. Nachteile sind unter anderem das Risiko eines erhöhten Zinssatzes und die für den Kreditnehmer negative Veränderung des Beitrags, wenn während der Kreditlaufzeit beispielsweise die eigene Bonität sinkt.
Vor- und Nachteile auf einen Blick
Vorteile | Nachteile |
---|---|
Möglicher Profit durch fallenden Referenzzinssatz, dadurch geringere finanzielle Belastung | Möglicher Verlust durch steigenden Referenzzinssatz, dadurch höhere finanzielle Belastung |
Für versierte Geldmarkt-Kenner geringeres Risiko, da Entwicklung stets im Blick ist | Geringe Planbarkeit; vor allem für Menschen, die sich am Geldmarkt wenig auskennen |
Geringer Zinsaufschlag, wenn Bonität gut ausfällt | Hoher Zinsaufschlag bei schlechter Bonität oder Risikogruppen wie Selbstständigen; Bonitätswert kann auch später die Zinsen anheben, da der Kredit variabel ist und immer wieder neu „abgeschlossen“ wird |
Durch kurze Laufzeiten gute Konditionen | Konditionen können sich im weiteren Verlauf ungünstig ändern |
Zinsobergrenze schafft mehr Sicherheit: Diese kann zwischen drei und 15 Jahren festgelegt werden | Zinsobergrenze kostet extra; Gebühren fallen umso höher aus, je länger die Zinsobergrenze gilt |
Umwandlung in Festzinsdarlehen möglich | Umwandlung in Festzinsdarlehen kostet meist Gebühren (ca. zwei Prozent, die allerdings auf die komplette Laufzeit des Euribor-Darlehens verteilt werden) |
Vorfälligkeitsentschädigung entfällt: Tilgung flexibel in Teilen oder gänzlich möglich | Durch Zinsanstieg muss eventuell plötzlich umgeplant werden; Alternativen zur Anschlussfinanzierung müssen spontan gefunden werden |
Flexibilität für den Kreditnehmer durch wegfallende Gebühren bei vorzeitiger Kreditauslösung | Relativ hohe Bearbeitungsgebühren im Verhältnis zur recht kurzen Laufzeit |
Euribor-Kredit: Welche Risiken gibt es?
Generell wird das Euribor-Darlehen nur für risikofreudige Kreditnehmer empfohlen, die über ein gewisses Finanzpolster bzw. ausreichend Eigenkapital verfügen. Wer aber in Hinblick auf die Kenntnis der schwankenden Zinssätze fit ist und sich auf dem Zinsmarkt stets auf dem Laufenden hält, kann das Risiko eines hohen, zu zahlenden Zinssatzes minimieren
Der Trick dabei ist, rechtzeitig zu reagieren und bei steigenden Zinsen auf ein Darlehen mit Festzins umzusteigen. Nicht außer Acht gelassen werden sollten aber die dafür anfallenden Gebühren sowie die erneute Überprüfung der Bonität.
Zudem profitieren nicht alle Euribor-Kreditnehmer von den Schwankungen am Geldmarkt. Sofern die – wenn auch kurzfristig angelegte – Zinsbindung noch besteht, muss selbst bei einem sinkenden Euribor noch der höhere Zinssatz gezahlt werden. Und auch dann, wenn der Geldmarktzins steigt, gibt es keinen langfristigen Profit. Zwar sinken die Zinsen kurzfristig, in Zukunft ist aber eher wieder mit einer höheren Belastung zu rechnen. Ständige Aufmerksamkeit ist daher gefordert.
Wer Wert auf einen stabilen, zu zahlenden Zinssatz legt und keine Risiken eingehen kann oder möchte, ist mit dem Euribor-Darlehen nicht gut bedient. Die Planbarkeit ist begrenzt und das Verständnis für den Geldmarkt wird vorausgesetzt, um maximal zu profitieren. Auch sind die Risiken eines Verlustes vergleichsweise höher als bei anderen Kreditformen.
Euribor-Darlehen: Vergleich ist wichtig
Zwar orientiert sich ein Euribor-Kredit vorwiegend an dem Referenzzinssatz des Euribor, da allerdings auch andere Komponenten mit einfließen, kann sich ein Vergleich vor dem Kreditabschluss lohnen. So sind die individuellen Zusatzgebühren von Bank zu Bank verschieden. Auch, wenn es um die eigene Bonität weniger gut bestellt ist, sollte ein Euribor-Darlehen-Vergleich erfolgen. Einige Banken gewähren ihn dennoch, wenn beispielsweise zusätzliche Sicherheiten vorhanden sind. Dazu gehören Eigenkapital oder ein Bürge, der im Notfall einspringt und die Raten begleicht.
Tipp
Darüber hinaus sollten auch die Kosten eines regulären Ratenkredits in den Vergleich einfließen. Bei OFINA können Kreditnehmer kostengünstige Kredite aufnehmen und hierzu eine unverbindliche Kreditanfrage stellen.
Fazit: Bei Euribor-Darlehen Vor- und Nachteile abwägen
Flexibilität als Fluch oder Segen – das muss der Kreditnehmer abwägen, wenn er sich für das Euribor-Darlehen entscheidet. Ersparnisse sind hier nämlich ebenso möglich wie der mögliche Aufschlag durch einen steigenden Zinssatz. Auch die geringe Planbarkeit ist für viele Personen ein Ausschlusskriterium. Als Überbrückung bis zum nächsten Geldeingang kann der Euribor-Kredit aber spannend sein.Was für den potenziellen Kreditnehmer auch noch interessant ist: Wegen der aktuellen Niedrigzinsphase (Stand 2019) sind Euribor-Darlehen meist nicht attraktiver als andere Kredite mit langfristiger Zinsbindung. Wer also lediglich auf die Ersparnis durch schwankende Zinssätze spekuliert, kommt aktuell mit dem Euribor Kredit nicht unbedingt besser auf seine Kosten.