Eigenkapital meint vorhandenes Bargeldvermögen, aber auch Vermögenswerte in Form von Bausparverträgen, Lebensversicherungen oder staatlichen Zuschüssen zu Darlehen wie einer Baufinanzierung. Vor allem in zwei Bereichen ist ein gewisser Grundstock an Eigenkapital wichtig: Bei der Kreditaufnahme und bei der Unternehmensgründung, also dem Schritt in die Selbstständigkeit.
Inhaltsverzeichnis
Das Wichtigste in Kürze
- Eigenkapital hilft bei der Suche nach einem Kredit mit attraktiven Konditionen.
- Ein Kredit ohne Eigenkapital ist meist nur bei einer geringen Darlehenssumme möglich.
- Eigenkapital dient auch als Sicherheit bei der Unternehmensgründung.
Eigenkapital: Eine Definition
Eigenkapital bezeichnet eigene vorhandene Mittel einer Privatperson oder eines Unternehmens, welches in verschiedenen Varianten verfügbar sein kann. Zu den Varianten zählen unter anderem Bargeldvermögen, Guthaben bei einer Bank, abbezahlte Immobilien oder Lebensversicherungen. Die Definition von Eigenkapital ist vor allem für diejenigen wichtig, die einen Baukredit aufnehmen möchten. Für die Baufinanzierung ist ein Anteil Eigenkapital von Vorteil, manchmal sogar Pflicht.
Welche Varianten des Eigenkapitals gibt es?
Das Eigenkapital gilt als wichtiger Faktor, um ein attraktives Baudarlehen zu erhalten. Umso interessanter ist es, was von Banken als solches gewertet wird. Eigenkapital kann neben dem reinen Barvermögen und dem Ersparten auf Tagesgeldkonten folgende Dinge umfassen:
- Aktien: Vorhandene Wertpapiere erhöhen das Eigenkapital, da sie theoretisch jederzeit verkauft werden können. Allerdings muss, wenn das Geld sehr spontan benötigt wird, mit einem Verkauf zu ungünstigen Konditionen gerechnet werden.
- Bausparverträge: Bausparguthaben in laufenden Verträgen wird ebenfalls zum Eigenkapital gezählt. Um die Kreditkonditionen durch Eigenkapital zu verbessern, muss der in Ansparung befindliche Vertrag aber nicht aufgelöst und ausgezahlt werden. Es reicht aus, diesen im Zuge der Kreditaufnahme an die Bank zu übertragen.
- Muskelhypothek: Nicht nur Geld- und Vermögenswerte, auch Eigenleistungen werden bei Krediten ähnlich wie Eigenkapital behandelt. So erkennen einige Kreditgeber Sanierungs- und Renovierungsarbeiten in Eigenregie, welche die Kosten für Handwerker sparen, als Ersatz für fehlendes Eigenkapital an. Berechnet wird dafür der durchschnittliche Stundenlohn eines eigentlichen Handwerkes im jeweiligen Renovierungsbereich.
- Baukindergeld: Seit 2018 ist für Familien, die eine Immobilie erwerben, eine zusätzliche Förderung verfügbar. Das Baukindergeld sorgt pro Kind für 1.200 Euro Unterstützung jährlich – insgesamt für einen Zeitraum über zehn Jahre. Der Zuschuss wird zum Eigenkapital gezählt.
- Spezielle Förderungen: Auch andere Zuschüsse und Darlehen, die aus einer öffentlichen Förderung wie der KfW oder Landesförderungen stammen, können gewertet werden und die Kreditkonditionen verbessern.
Es gibt außerdem Möglichkeiten, Eigenkapital im Vorfeld der Kreditaufnahme zu beschaffen. Dazu zählen:
- Der Verkauf der Lebensversicherung: Wird eine laufende Lebensversicherung verkauft, gilt das oft als radikaler Schritt, um Eigenkapital zu beschaffen. Wenn sich dadurch die Zinskonditionen verbessern oder überhaupt erst eine Kreditvergabe möglich ist, kann sie sich aber dennoch auszahlen.
- Ein Darlehen von Verwandten aufnehmen: Wird bei Verwandten oder Freunden ein Kredit aufgenommen, sorgt das für eine spontane Bereitstellung von Eigenkapital. Sofern die monatlich vereinbarten Raten ohne Probleme gezahlt werden können, muss der Kreditinteressent diese Form der Eigenkapitalbeschaffung nicht offenlegen. Ein weiterer Vorteil ist die Möglichkeit, das private Darlehen hinsichtlich seiner Konditionen flexibel festzulegen.
Welche Funktionen hat das Eigenkapital?
Das Eigenkapital hat die wichtige Funktion der Sicherheit – sowohl für denjenigen, der es besitzt, als auch bei der Kreditaufnahme für den Geldgeber. In Unternehmen ist es das sichere Fundament, das in Krisenzeiten eine Insolvenz vermeidet. Auch wer sich selbstständig machen will, kommt ohne Eigenkapital selten aus, um erste wichtige Anschaffungen für die Firma zu tätigen.
Bei der Darlehenssuche kann Eigenkapital die eigene Bonität anheben und beispielsweise einen schlechten Schufa-Score ausgleichen. Weiterhin sorgt ein gewisser Grundstock an Eigenkapital bei der Baufinanzierung für günstige Zinsen. Manchmal ist es sogar Pflicht; viele Banken bestehen auf einen Anteil von Eigenkapital bei einem Baudarlehen. Die Vollfinanzierung ganz ohne eigene Mittel ist deutlich schwieriger oder mit schlechten Konditionen verbunden.
Definition: Eigenkapital vs. Fremdkapital
Eigenkapital steht dem Fremdkapital gegenüber, welches alle Finanzmittel eines Dritten (Kredite und Darlehen) umschreibt. Fremdkapital kann durch Banken, Unternehmen oder private Geldgeber beschafft werden und muss im Laufe eines vereinbarten Zeitraums zurückgezahlt werden. Überschreitet das Fremdkapital eines Unternehmens oder einer Privatperson das Eigenkapital, ist zumindest vorübergehend eine Überschuldung vorhanden. In Unternehmen spricht man dann von negativem Eigenkapital.
Fremdkapital wird in kurzfristiges, mittelfristiges und langfristiges Kapital unterschieden. Bei Dispositionskrediten und Kleinkrediten handelt es sich in aller Regel um kurzfristiges Fremdkapital. Baufinanzierungen hingegen laufen meist mehrere Jahre lang und gehören somit zum langfristig zur Verfügung gestellten Fremdkapital.
Wichtiges Element: Eigenkapital bei der Baufinanzierung
Bei der Baufinanzierung ist das vorhandene Eigenkapital oftmals der ausschlaggebende Punkt über eine Bewilligung oder Ablehnung des Darlehens. Ein Haus kaufen ohne Eigenkapital? Für viele Geldgeber ist das keine Option. Andere ermöglichen zwar den Hauskauf oder Hausbau ohne Eigenkapital, allerdings zu deutlich ungünstigeren Kreditkonditionen. So kann die Zinshöhe mit und ohne Eigenkapital stark variieren.
Warum gibt es bessere Kredite mit Eigenkapital? Weil der Geldgeber sieht, dass zusätzliche Sicherheiten im Fall eines Zahlungsengpasses vorhanden sind. Weiterhin zeugt ein Grundstock an Eigenkapital bei Aufnahme eines Baukredits von einer sicheren und zuverlässigen Planung. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass Eigenkapital beim Baudarlehen die Höhe des Kreditzinses sowie die Höhe der einzelnen zu begleichenden Raten positiv beeinflussen kann.
Die Eigenkapitalquote bei Baufinanzierungen
Die Eigenkapitalquote ist bei Baufinanzierungen sehr wichtig. Als Faustregel gilt, dass mindestens 20 oder besser 30 Prozent aller anfallenden Kosten des Hauskaufs oder Hausbaus vom Kreditnehmer gezahlt werden können. Ist das der Fall, steigt die Chance auf die Bewilligung des Kredits. Je mehr Eigenkapital, desto besser auch die Zinskonditionen. Ist es nicht nur möglich, diesen Prozentsatz der Gesamtkosten für das Haus oder den Bau zu tragen, sondern überdies auch die anfallenden Nebenkosten (wie etwa die Kosten für die Eintragung im Grundbuch oder die Grunderwerbsteuer), kommt die Baufinanzierung meist problemlos zustande. Geringere Eigenkapitalquoten, die weniger als 20 Prozent der Gesamtkosten betragen, schmälern hingegen die Chance auf attraktive Kredite. Auch bieten manche Geldgeber in diesem Fall gar keine Darlehen an.
Exkurs: Die Eigenkapitalquote in Firmen
In Unternehmen hat die Eigenkapitalquote noch eine andere Bedeutung. Sie wird als Prozentsatz des Unternehmensvermögens gesehen. Als Faustregel gilt bei Unternehmen eine Eigenkapitalquote von über 30 Prozent als hohe Sicherheit in schwierigen Zeiten. Über 20 Prozent Eigenkapitalquote sind noch in Ordnung, während alles darunter als zu niedrig gewertet wird. Wenn das Fremdkapital in Form von Schulden das Vermögen des Unternehmens überschreitet, wird von negativem Eigenkapital gesprochen und es fallen so genannte Eigenkapitalkosten an.
Für den Kredit das Eigenkapital berechnen
Schon vor der Suche nach einem Kredit, mindestens aber vor der konkreten Anfrage, sollten Kreditinteressenten ihr vorhandenes Eigenkapital berechnen, das als Sicherheit genutzt werden kann. Dazu gehört einerseits die Zusammenrechnung von Sparguthaben auf Tagesgeldkonten und Barvermögen, das sofort verfügbar ist; andererseits aber auch die Kalkulation, was in Zukunft möglich ist. Liegt beispielsweise viel Geld auf einem Festgeldkonto, das noch zwei Jahre lang läuft, kann nach Ablauf dieser Zeit mit mehr Eigenkapital gerechnet werden. In manchen Fällen lohnt sich dann die so genannte Zwischenfinanzierung. Dabei handelt es sich um einen ersten Kredit, der den Zeitraum bis zum Vertragsschluss über das eigentliche Baudarlehen überbrücken soll.
Wenn Verbraucher ihr Eigenkapital berechnen, sollten die folgenden Aspekte berücksichtigt werden:
- Bargeld
- Geld auf dem Girokonto
- Sparguthaben auf Tagesgeldkonten
- Wertpapiere
- Bausparverträge (auf Zeitpunkt achten, wann es ausgezahlt werden kann)
Bei der Berechnung des Eigenkapitals sollten mögliche Kursschwankungen, die zum Beispiel beim Verkauf von Wertpapieren auftreten können, ebenso wie ein großzügiger Puffer für Krisenzeiten berücksichtigt werden.
Wie kann ich ein Haus kaufen ohne Eigenkapital?
Dass der Hauskauf ohne Eigenkapital möglich, aber schwierig ist, wurde bereits kurz angesprochen. Für die Banken bedeutet eine Kreditvergabe ohne Eigenkapital ein Risiko. Bei Zahlungsschwierigkeiten entfällt eine wichtige Sicherheit. Daher bieten nur wenige Geldinstitute überhaupt eine solche Finanzierungsform an. Bei der 100-Prozent- oder Vollfinanzierung, die dann in Frage kommt, sind hohe Tilgungsraten außerdem ein typisches Merkmal. Daher ist die Vollfinanzierung an ein hohes Gehalt geknüpft: So können die Raten meist nur gestemmt werden, wenn ein ausreichender Lohn vorhanden ist, das diese problemlos bedienen kann.
Außerdem sollten Vollfinanzierungen möglichst früh beginnen, damit die Raten im Ruhestand bereits getilgt sind und im fortgeschrittenen Alter keine Belastung mehr auftritt. Zwar kann eine hohe Zinsbindung für die erste Zeit des Kredits vereinbart werden. Da die Zinsen bei der Vollfinanzierung aber ohnehin höher sind, bleibt meist wenig Spielraum für den Kreditnehmer. Ein Haus zu kaufen ohne Eigenkapital ist daher in den seltensten Fällen eine gute Idee, lässt sich aber manchmal leider nicht vermeiden.
Tipp: Gewähltes Haus entscheidet mit
Wer ohne Eigenkapital ein Haus kaufen möchte, muss dieses als Sicherheit für die Bank angeben. Daher ist nicht verwunderlich, dass die Wahl des Hauses auch die Kreditzusage oder -absage beeinflussen kann. Ebenfalls kann das Bauvorhaben an sich das Zünglein an der Waage sein.
110-Prozent-Finanzierung: Risikoreicher Hauskauf ohne Eigenkapital
Experten in der Baufinanzierung empfehlen, dass zumindest die anfallenden Nebenkosten beim Hausbau oder Hauskauf selbst getragen werden sollten, um einen Kredit zu erhalten. Entgegen des Namens handelt es sich bei einer 100-Prozent-Finanzierung nämlich lediglich um ein Darlehen, das die Kosten für den reinen Hausbau abdeckt.
Kosten wie
- Maklergebühren
- Notargebühren
- die Eintragung ins Grundbuch
- die Grunderwerbsteuer
- Versicherungen auf der Baustelle
und weitere zählen nicht dazu. Diese werden nur im Fall der so genannten 110-Prozent-Finanzierung getragen. Schon eine Vollfinanzierung stellt für Banken ein potenzielles Risiko dar; noch größer ist es bei der 110-Prozent-Finanzierung. Mit hohen Zinsen und der Angabe weiterer Sicherheiten muss also gerechnet werden.
Eigenkapital bei allgemeiner Kreditaufnahme
Auch bei einer Kreditaufnahme fernab der Baufinanzierung kann Eigenkapital eine wichtige Rolle spielen. Wie im anderen Fall dient es der Bank als Sicherheit für einen Zahlungsausfall. Ein Kredit ohne Eigenkapital ist aber möglich, wenn die Summe nicht zu hoch ist und andere Sicherheiten bestehen. Dazu gehören etwa ein ausreichendes Gehalt, eine positive Bonität oder ein Bürge, der im Notfall einspringt, wenn die Kreditraten nicht mehr getilgt werden können. Kleinkredite bis 10.000 Euro werden oft ohne vorhandene Sicherheiten ausgezahlt, wie unter anderem der praktische Kreditvergleich bei OFINA.de zeigt.
Ein weiterer Vorteil bei Krediten mit Eigenkapital: Auch potenzielle Risikogruppen wie Selbstständige, Arbeitslose oder Menschen mit befristetem Arbeitsvertrag können durch die zusätzliche Sicherheit einen Kredit erhalten. Zumindest steigern sie ihre Chancen auf ein Darlehen mit günstigen Konditionen, das sonst eigentlich nur Arbeitnehmern mit festem Gehalt und unbefristetem Arbeitsverhältnis gewährt wird.
Wichtig: Eigenkapitalnachweis beim Kredit bedenken
Wer einen Kredit mit Eigenkapital aufnehmen möchte, muss natürlich entsprechende Belege über die vorhandenen Sicherheiten beim Geldgeber einreichen. Diese werden in Form von Kontoauszügen, Auszügen aus bestehenden Depots oder Verträge über einen Bausparvertrag erbracht. Alternativ kann der Eigenkapitalnachweis vereinfacht werden, indem Wertpapiere verkauft, Verträge aufgelöst und alle Einnahmen auf ein Eigenkapitalkonto überwiesen werden. Als Zielkonto empfiehlt sich ein Tagesgeldkonto, das Inflationsverluste vermeidet.
Tipp: Frühzeitig Eigenkapitalnachweis erbringen
Je früher die Bank einen Nachweis über vorhandenes Eigenkapital erhält, desto besser. Meistens ist er schon bei der Finanzierungsanfrage erforderlich oder zumindest sinnvoll, damit die Konditionen auf den Kreditnehmer angepasst werden können.
Eigenkapital in Unternehmen
Ein hohes Eigenkapital ist in Unternehmen essentiell, um Krisenzeiten zu überstehen. Weiterhin ist es ein Aushängeschild, das den eigenen Anteil an einer Firma in Zahlen ausdrückt. Selbstständig machen ohne Eigenkapital ist in vielen Branchen schwierig, da erste Anschaffungen wie eine Büroausstattung und Materialien erforderlich sind. Auch Versicherungen müssen abgeschlossen oder Räumlichkeiten gemietet werden. Daher empfiehlt sich eine minimale Eigenkapitalquote von 20 Prozent der Gesamtkosten, wenn ein Unternehmen neu gegründet wird. Ist diese nicht vorhanden, wird es oftmals auch mit speziellen Förderungen für Existenzgründer schwierig. Eigenkapital im Vorfeld der Selbstständigkeit unterstreicht die gute Planung und die Bereitwilligkeit, eine hohe Verantwortung mit dem eigenen Unternehmen zu übernehmen.
Eigenkapital in Unternehmen gliedert sich allgemein in zwei Bereiche:
- Mittel, die durch den Eigentümer bereitgestellt werden
- Gewinne, die im Unternehmen verbleiben und zu seiner Finanzierung genutzt werden
Das Eigenkapitalkonto im Unternehmen
Das Eigenkapitalkonto des Unternehmens gliedert sich in verschiedene Unterkonten, so genannte Privatkonten. Es erfasst sämtliche finanzielle Mittel, die dem Unternehmen von einem Firmengründer oder mehreren Unternehmern zur Verfügung gestellt wurden. Je nach Finanzlage können Eigenkapitalkosten, negatives Eigenkapital oder aber Eigenkapitalzinsen entstehen. Für einen langfristigen Unternehmenserfolg sollte im Mittelpunkt stehen, dass das Fremdkapital das Eigenkapital nicht übersteigt.
Fazit: Eigenkapital schafft Sicherheit in verschiedenen Lebenslagen
Mit Eigenkapital in der Hinterhand lässt sich die Höhe der Kreditzinsen oft positiv beeinflussen. Auch kann Eigenkapital als Sicherheit dazu beitragen, dass Darlehen selbst bei Risikogruppen wie Selbstständigen bewilligt werden. Doch nicht nur für Kredite, auch bei der Unternehmensgründung ist ein gewisses Maß an Eigenkapital wertvoll, um auf unsichere Zeiten bestens vorbereitet zu sein.