Die Kreditlinie ist der Rahmen für Kredite, die ohne spezielle Genehmigung in Anspruch genommen werden können. Darunter fällt beispielsweise der klassische Dispositionskredit. Durch die Linie wird das Kreditlimit für dieses flexibel nutzbare Darlehen markiert. Der Kreditrahmen kann allerdings durch zusätzliches Einkommen oder Sicherheiten wie Eigenkapital weiter ausgebaut werden. Selten bezeichnet der Begriff der Kreditlinie auch die Gesamthöhe aller Finanzierungen eines Kreditnehmers; hier wird aber vorwiegend von der Kreditfazilität oder Kreditobergrenze gesprochen.
Inhaltsverzeichnis
Das Wichtigste in Kürze
- Die Kreditlinie ist der maximale Betrag, den Kreditnehmer bei einer bestimmten Kreditart nutzen können.
- In der Regel bezieht sich die Kreditlinie auf einen Dispositionskredit.
- Allerdings wird der Begriff häufig auch bei herkömmlichen Krediten verwendet und beschreibt hier die maximale Darlehenshöhe.
Was ist eine Kreditlinie?
Die Kreditlinie markiert den maximalen Kreditrahmen eines Darlehens. Einmal eingeräumt, kann die Grenze jederzeit vom Kreditnehmer aufs Neue ausgeschöpft werden, sofern in regelmäßigen Abständen wieder eine Tilgung des Kredits erfolgt. Rücksprachen mit dem Darlehensgeber, bei dem es sich in der Regel um die Bank handelt, sind nicht erforderlich. Sowohl Privat- als auch Geschäftskunden erhalten diesen Kreditrahmen bei Abschluss des Darlehens bzw. bei der Kontoeröffnung (hier vor allem in Bezug auf Dispositionskredite).
Alternative Begriffe für die Kreditlinie sind das Kreditlimit oder die Kreditfazilität. Nicht zu verwechseln ist die Kreditlinie bzw. Kreditfazilität mit der Kreditobergrenze, welche den höchstmöglichen, gewährten Kreditbetrag aller Darlehen für einen Kunden bezeichnet. Wie hoch diese Kreditobergrenze ausfällt, bestimmt in der Regel die Bonität des Kunden.
Gut zu wissen
Kreditlinien werden generell nur dann festgelegt, wenn ein laufendes Konto bei einer Bank besteht. Eine Ausnahme bilden lediglich Kreditkarten, die zwar ebenfalls einen Kreditrahmen aufweisen, aber nicht zwingend an ein Bankkonto geknüpft sind. Auch fallen hier nicht immer Gebühren für die Nutzung an.
Wie hoch ist die Kreditlinie?
Pauschal lässt sich kein fester Betrag für eine maximale Kreditlinie benennen. Da sie in der Regel an einen festen Gehaltseingang gebunden ist, kann von einer pauschalen Rechnung ausgegangen werden: Das Kreditlimit entspricht in der Theorie maximal dem dreifachen Monatsnettogehalt des Bankkunden. In der Realität gibt es aber häufiger Kreditlinien, die lediglich dem einmaligen Monatsgehalt entsprechen. So sichern sich Banken besser gegen einen möglichen Zahlungsausfall ab.
Kreditarten mit flexibler Kreditlinie
Die Kreditlinie wird meist bei den sogenannten revolvierenden Krediten zum Thema. Dabei handelt es sich um Kredite, die vom Kreditnehmer jederzeit in Anspruch genommen werden dürfen. Dafür ist jeweils keine erneute Genehmigung durch den Geldgeber erforderlich. Ein Vorteil von revolvierenden Krediten ist außerdem die Möglichkeit, sie jederzeit frei in einer flexiblen Höhe zu tilgen. So wird in der Regel keine Vorfälligkeitsentschädigung fällig, wenn Kreditnehmer die Darlehen in einer Rate abbezahlen. Das liegt daran, dass es meist keine festen Laufzeiten für diese Art von Krediten gibt und sie aufgrund der geringen Höhe ohnehin oft einmalig getilgt werden können.
Beispiele für Darlehen mit Kreditlinie
Folgende Arten von Krediten können eine Kreditlinie aufweisen:
1. Der Dispositionskredit
Das wohl typischste Beispiel für einen revolvierenden Kredit ist der Dispositionskredit. Dieser erlaubt das Überziehen des Girokontos ohne vorherige Absprache mit der Bank. Der Dispo ist dabei zwingend an ein Konto gebunden. Die Konditionen wurden meist bereits bei der Einrichtung dieses Kontos festgelegt. Dazu gehört auch die Vereinbarung einer Kreditlinie, die sich an dem Einkommen des Kontoinhabers orientiert. Wie bereits erwähnt, entspricht sie häufig dem einfachen bis dreifachen Monatseinkommen.
2. Der Kontokorrentkredit
Der Kontokorrentkredit ist eine Variante des Dispositionskredits. Dieser dient vorwiegend der kurzfristigen Finanzierung von Gütern und Leistungen in geringer Höhe. Meist wird damit nur die Zeit bis zum nächsten Gehaltseingang überbrückt. Der Kontokorrentkredit verfügt ebenso wie der Dispositionskredit über eine Kreditlinie und weist vergleichsweise hohe, zu zahlende Zinsen im zweistelligen Prozentbereich auf. Dafür gibt es aber recht kurze und meist flexible Laufzeiten.
3. Der Avalkredit
Gelegentlich wird auch ein Avalkredit mit einer Kreditlinie versehen. Dabei handelt es sich aber um keinen Kredit im herkömmlichen Sinne. Vielmehr bürgt die Bank durch den Avalkredit für den Kreditnehmer bei einem anderen Geldgeber. Gegen eine bestimmte Gebühr springt die Bank also ein, wenn der Schuldner seine Raten beim Kreditgeber nicht begleichen kann. In seltenen Fällen kann statt einer Bank auch eine Versicherung ihrem Klienten einen Avalkredit gewähren. Je nach Kreditlinie ist die dadurch entstandene Bürgschaft nur bis zu einer bestimmten Höhe möglich.
4. Der Lombardkredit
Nur selten gibt es bei dem kurzfristig angelegten Lombardkredit eine Kreditlinie. Hier geht es um die Verpfändung von Dingen und Wertpapieren, die als Pfand für einen Kredit dienen. Darunter fällt beispielsweise die Pfandleihe im Pfandleihhaus. In der Regel werden die Kredite aber ohnehin nur in einer recht geringen Höhe gewährt, die etwa 40 bis 60 Prozent des Warenwertes des gepfändeten Objekts entspricht.
Was beeinflusst die Kreditlinie?
Während die Kreditobergrenze durch eine positive Bonität, also beispielsweise einen guten SCHUFA-Score, beeinflusst wird, kann die Kreditlinie durch zusätzliches Einkommen angehoben werden. Darunter fallen Einnahmen aus Mietobjekten oder Kapitalerträgen, aber auch Zahlungen durch den Staat (zum Beispiel in Form von Kindergeld). Zudem können andere Vermögenswerte einfließen, etwa durch Eigenkapital.
Kreditrahmen berechnen: Wie ermittle ich die maximale Darlehenshöhe?
Um den maximalen Kreditrahmen zu berechnen, werden von der Bank verschiedene Faktoren herangezogen. Darunter fallen unter anderem das vorhandene Eigenkapital des potenziellen Kreditnehmers sowie sein regelmäßiges Einkommen. Hier wird nicht nur etwa das Gehalt eingerechnet, sondern auch regelmäßige Zahlungen wie Kindergeld, Rente oder Unterhalt. Außerdem werden die Lebenshaltungskosten anhand einer Haushaltsrechnung ermittelt.
Zudem spielen Faktoren wie die Zinshöhe und eventuelle Kosten für eine vorzeitige Tilgung des Kredits eine Rolle bei der Rechnung, die über die Darlehenshöhe entscheidet. Es gibt mehrere Methoden für die Bank, wie sie die Kreditlinie eines potenziellen Kreditnehmers berechnen kann:
Methode 1: Selbstbehalt berechnen
Eine mögliche Methode, um den Kreditrahmen zu berechnen, umfasst das monatliche Einkommen sowie den Selbstbehalt. Unter dem Begriff Selbstbehalt werden die Lebenshaltungskosten des Kreditnehmers verstanden. Diese zieht die Bank meist zusätzlich mit einem Sicherheitszuschlag vom Gesamteinkommen ab und stellt den übrigen Betrag den monatlich zu zahlenden Raten des Kreditnehmers gegenüber. Ist das Verhältnis ausgeglichen, kann es die Kreditlinie markieren. Besteht noch Luft nach oben, wird sie entsprechend ausgeweitet. Wenn die Raten allerdings im Vergleich zum monatlich eingehenden Betrag zu hoch sind, sinkt die Kreditlinie.
Methode 2: Nettoeinkommen ermitteln
Zudem kann von der Bank eine Formel zur Ermittlung des maximalen Kreditrahmens herangezogen werden, die sich ausschließlich auf das Nettoeinkommen bezieht. Als Faustformel gilt die Rechnung: Nettoeinkommen mal 110. Das Ergebnis ist die maximale Darlehenshöhe, die dem Kreditnehmer ausgezahlt werden kann. Positiv für diesen: Auch hier wird nicht nur das Gehalt, sondern auch Zahlungen aus Kapitalerträgen, Mieteinnahmen und alles Weitere eingerechnet. Eine Bedingung, um für die Ermittlung des Kreditrahmens eingerechnet zu werden, ist das wenig schwankende und regelmäßige Einkommen.
Wie viel Kredit bekomme ich? Rechner und Beispielrechnung
Der Kreditnehmer kann sowohl Methode 1 als auch Methode 2 anwenden, um seine voraussichtliche, maximale Darlehenshöhe zu berechnen.
Geht man von einem Kreditnehmer Herrn X aus, der über ein monatliches Nettogehalt von 1.800 Euro plus Kindergeld für zwei Kinder verfügt, ergibt sich ein maximales Monatseinkommen von 2.188 Euro. Zusätzlich erhält Herr X Mieteinnahmen von monatlich 400 Euro. Diese kommen noch einmal hinzu. Das maximale Haushaltseinkommen beträgt in diesem Fall also 2.588 Euro im Monat.
- Bei Methode 1 zur Berechnung der maximalen Darlehenshöhe würde man von diesem errechneten Haushaltseinkommen die monatlichen Ausgaben von Herrn X abziehen. Darunter fallen in diesem Beispiel vielleicht Lebenshaltungskosten von 1.500 Euro. Übrig bleiben dann noch 1.088 Euro. Geht man von einem Sicherheitszuschlag von 100 Euro aus, können die monatlichen Raten für den Gesamtkredit maximal 988 Euro betragen.
- Bei Methode 2 würde lediglich das Einkommen von 2.588 Euro mal 110 multipliziert. Die maximale Kredithöhe betrüge dann für Herrn X 284.680 Euro. Aber: Selbstständige erhalten häufig nur geringere Beträge. Hier wird nicht das maximale Monatseinkommen, sondern das Jahreseinkommen herangezogen. Dieses wird mal sieben oder neun, je nach Bonität, gerechnet. Wäre Herr X also nicht angestellt, sondern selbstständig, betrüge die maximale Kredithöhe bei gleichem Einkommen nur 217.392 Euro (siebenfach multipliziert) oder 279.504 Euro (neunfach multipliziert).
Darlehenshöhe berechnen: Faktoren und Möglichkeiten
Die Frage „Wieviel Kredit kann ich mir leisten?“ lässt sich für den potenziellen Kreditnehmer nicht immer leicht beantworten. Hilfreich ist es, sich an der folgenden Checkliste zu orientieren.
1. Anzahl der Personen im Haushalt beleuchten
Die Anzahl der Personen, die im Haushalt leben, beeinflusst die Höhe der monatlichen Ausgaben für die Lebenshaltungskosten. Viele online verfügbare „Wieviel Kredit bekomme ich?“-Rechner veranschlagen eine Summe von 750 Euro für den Hauptverdiener sowie 200 Euro für jede weitere Person im Haushalt. Diese Lebenshaltungskosten werden bei der Berechnung der Ratenhöhe einkalkuliert, da sie für diese eben nicht in Frage kommen.
2. Gegenüberstellung der Einnahmen und Ausgaben vornehmen
Werden die Einnahmen und Ausgaben einander gegenübergestellt, verschafft das einen guten Eindruck darüber, wie viel Kredit monatlich überhaupt möglich ist. Die Haushaltsrechnung beantwortet also meist gleich die Frage, wie viel Kredit man sich leisten kann. Es ist wichtig, dass der potenzielle Kreditnehmer dabei akribisch vorgeht. Zu den Einnahmen zählen beispielsweise:
- Lohn- und Gehaltszahlungen
- Rentenzahlungen
- Unterhalt
- Kindergeld
- Mieteinnahmen
- Kapitalerträge
- Einnahmen aus Nebentätigkeiten
Aber: Weihnachtsgeld und Boni wie Urlaubsgeld sollten dabei nicht eingerechnet werden.
Hinzu kommt bei einem Rechner die Eingabe der monatlichen Ausgaben. Diese ist fast noch wichtiger als die Eingabe des Einkommens – denn sie zeigt, welche Kosten sich nicht vermeiden lassen und dringend bei der Abzahlung des Kredits einkalkuliert werden sollen.
Zu den Ausgaben zählen beispielsweise:
- Kaltmiete für die Wohnung
- Nebenkosten (Heizung, Wasser, Strom)
- Lebenshaltungskosten (Essen, Kleidung)
- Kfz-Kosten (Benzin, Versicherung)
- ggf. Puffer für unvorhergesehene Kosten (Reparatur von defekten Geräten)
- Sonstiges (Vereinsbeiträge etc.)
Bei der Rechnung werden außerdem Ansparleistungen einkalkuliert, die beispielsweise in Aktien und Fonds oder Bausparpläne investiert wurden. Zudem spielt das Eigenkapital eine Rolle bei der Ermittlung der Kreditlinie.
3. Gesamtkosten ermitteln
Die Gesamtkosten sind der letzte Faktor bei der Berechnung der maximalen Darlehenshöhe. Diese umfassen beispielsweise die Zinsen für den Kredit, aber auch Bearbeitungsgebühren und weitere Kosten. Praktisch ist, dass beispielsweise die Rechnung bei der Baufinanzierung die eingesparten Kosten für die Miete der Investition in Immobilien gegenüberstellt. So erfährt der potenzielle Kreditnehmer gleich, wie viel Geld er durch den Kauf sparen würde. Gerade, wer noch zweifelt, ob der den Baufinanzierungskredit aufnehmen sollte, erhält so einen guten Vorabvergleich. Es obliegt dabei dem Kreditnehmer, einzuschätzen, wie die voraussichtliche Mietsteigerung ausfallen wird.
Sind die Gesamtkosten für den Kredit aufgrund der vorherigen Faktoren (Personenzahl im Haushalt, Gesamteinkommen und Gesamtausgaben) stemmbar, ist in der Regel die Kreditanfrage der nächste Schritt. Der Kreditnehmer sollte dabei aber stets daran denken, dass die eigene Bonität mitentscheidet, ob er das gewünschte Darlehen erhält oder nicht.
Tipp
Wenn die gewünschte Darlehenshöhe nicht bewilligt wird, ist ein Gespräch mit einem Bankberater sinnvoll. Dieser kann gemeinsam mit dem Kreditnehmer kalkulieren, welche Kredithöhe realistischer erscheint. Auch werden hier im besten Fall noch einmal bei der Anfrage übersehene oder vergessene Vermögenswerte aufgedeckt, welche den Kreditrahmen beeinflussen.
Fazit: Kreditlinie durch Zusatzeinkommen verschieben
Die Kreditlinie bei Dispositionskrediten und ähnlichen Darlehen lässt sich in der Regel durch zusätzliche, regelmäßige Einnahmen zugunsten des Kreditnehmers anpassen. Die Bonität entscheidet hingegen über die Kreditobergrenze. Die maximale Darlehenshöhe, beispielsweise für die Baufinanzierung, lässt sich außerdem durch verschiedene Faktoren einfach online berechnen. Auch hier spielen natürlich das Einkommen und monatliche Festausgaben eine wichtige Rolle.