Wer ein Konto bei einer Bank eröffnen möchte, muss sich gegenüber dem Geldinstitut identifizieren. So sieht es das Geldwäschegesetz vor. Damit soll Betrugsversuchen im Finanzbereich vorgebeugt werden. Viele Banken arbeiten heute aber nur noch online, sodass es keine Bankschalter gibt, an denen sich die Verbraucher ausweisen könnten. Dafür gibt es das sogenannte Postident, mit dem sich neue Kunden einfach und schnell legitimieren können. Wie das genau funktioniert und welche unterschiedlichen Möglichkeiten es im Rahmen des Postident-Verfahrens heute gibt, erklären wir nachfolgend.
Inhaltsverzeichnis
Das Wichtigste in Kürze
- Das Postident-Verfahren dient zur Legitimationsprüfung – also zur Feststellung der Identität.
- Verbraucher müssen, um an dem klassischen Verfahren teilzunehmen, den unterschriebenen Antrag, einen gültigen Ausweis und den Postident Coupon zu einer Postfiliale mitnehmen.
- Alternativ gibt es heute Postident online (Foto, Online-Ausweisfunktion, Video-Chat).
Identifikationsfeststellung über Postident
Die Deutsche Post AG bietet mit dem Postident-Verfahren einen Service an, mit dem sich Verbraucher gegenüber Anbietern von Serviceleistungen (zum Beispiel Banken) legitimieren können. Diese Legitimationsprüfung erfolgt mithilfe eines gültigen Personalausweises oder Reisepasses. Der Abgleich mit dem Ausweis erfolgt bei der klassischen Variante in einer Filiale der Deutschen Post. Die Methode könnte künftig durch das Postident online abgelöst werden.
Wichtiger Hinweis
Alternativ zur Legitimierung in der Postident Filiale können Kunden auch „Postident durch Postboten“ und den „Postboten individuell“ in Anspruch nehmen. Hierbei erfolgt der Abgleich mit dem Personalausweis an der Haustür durch einen Postboten. Beides wird jedoch zum 1. Januar 2020 endgültig eingestellt. Darauf weist die Deutsche Post auf ihrer Webseite hin.
Postident-Verfahren im Überblick
Im Geschäftsleben gibt es Vorgänge, bei denen die Identität des Geschäftspartners zuvor geklärt werden muss. So ist es zum Beispiel für Banken äußerst wichtig zu wissen, ob es sich bei dem Kontoinhaber wirklich um eine echte Person handelt oder nicht. Damit soll es Betrügern erschwert werden, Konten unter falschem Namen zu eröffnen, um etwa Steuerhinterziehung zu verschleiern oder andere illegale Transaktionen vorzunehmen. Hierfür wurde das sogenannte Geldwäschegesetz ins Leben gerufen, das festlegt, dass ein Verbraucher ohne vorherige Legitimation kein Bankkonto eröffnen darf.
Ob die Identifizierung tatsächlich benötigt wird, ist unter anderem davon abhängig, ob der jeweilige Kunde dem Unternehmen schon bekannt ist. So geben zum Beispiel Banken an bekannte Kunden Kreditkarten ohne weitere Identifizierung aus. Kreditkartenkonten lassen sich aber heute zum Teil auch als normale Konten für Überweisungen nutzen. Dementsprechend ist für die Einrichtung derartiger Konten eine Identifizierung notwendig. Auch Mobilfunkanbieter oder andere Dienstleister lassen sich die Identität der Kunden immer häufiger aus Sicherheitsgründen bestätigen.
Die Legitimation erfolgt im alltäglichen Bankgeschäft am Schalter. Dabei muss der Bankkunde seinen Ausweis bei der Kontoeröffnung vorlegen. Weil das bei vielen Online-Banken aber nicht möglich ist, musste eine andere Möglichkeit gefunden werden, um die Identität der Kunden zu überprüfen. Die Deutsche Post bietet mit dem Postident den Banken und Unternehmen eben diese Möglichkeit. Gegen eine Gebühr, die zumeist die Banken übernehmen, überprüft ein Postmitarbeiter die Identität des Kunden, sofern dieser den sogenannten Postident Coupon vorlegt.
Mittlerweile gibt es verschiedene Arten des Postident-Verfahrens, auf die nachfolgend näher erklärt werden.
Postident durch Postfiliale
Die klassische Variante ist, wie schon erwähnt, das Postident-Verfahren vor Ort in einer Filiale der Deutschen Post.
So funktioniert die Legitimation in der Filiale:
- Vorbereitung: Der Kunde benötigt für eine schnelle Identifizierung den Postident Coupon und ein gültiges Ausweisdokument.
- Identifizierung: Der Postmitarbeiter führt den Kunden persönlich durch die Identitätsprüfung. Dabei erfolgt der Lichtbildabgleich des Kunden mit dem Ausweisdokument.
- Datenprüfung und Versand: Der Mitarbeiter und der Kunde prüfen und bestätigen die Daten in der Filiale. Der Privatkunde gibt eine Unterschriftprobe auf einem ausgedruckten Formular (ab voraussichtlich 2020 über das Signpad) ab. Nach Abschluss der Identifikation in der Filiale wird das Postident-Formular zeitnah digital übermittelt (ab 30.09.2020 kein Rückversand des physischen Formulars und Übermittlung der Scan-Daten mehr möglich).
Tipp
„Postident durch Postfiliale“ steht den Banken und Dienstleistern auch bei der digitalen Anbindung an das Postident-Portal zur Verfügung. Für Privatkunden ergeben sich dadurch verschiedene Vorteile: Unter anderem kann ein mobiler Postident Coupon auf dem Smartphone generiert werden. Ein Ausdruck durch den Kunden ist damit nicht notwendig. Es handelt sich hierbei um einen dynamisch individualisierten Coupon, dessen Daten digital übernommen werden.
Postident durch Online-Ausweisfunktion
Eine weitere Möglichkeit ist das Onlineverfahren Postident durch die Online-Ausweisfunktion. Die Identifizierung mit dieser Funktion über den Desktop oder ein Android-Smartphone funktioniert wie folgt:
- Start der Identifizierung: Der Kunde wird von der Webseite (zum Beispiel der Bank) zur Identitätsprüfung auf das Postident-Portal weitergeleitet.
- Wahl des Postident-Verfahrens durch Online-Ausweisfunktion: Der Kunde entscheidet sich für eine Identifikation über den Desktop (automatische Umleitung auf die AusweisApp2-Webseite und Start der AusweisApp2 – eine Software vom Dienstleister des Bundes, Governikus) oder per Postident-App auf einem Android Smartphone.
- Übermittlung der Daten: Der Kunde stimmt mit der Eingabe seiner persönlichen sechsstelligen PIN, die durch das Bürgeramt bereitgestellt wird, der verschlüsselten Datenübermittlung der vorher angezeigten Informationen zu.
- Bereitstellung der Identifizierungsdaten: Es erfolgt eine elektronische Bereitstellung der Kundendaten über das Auskunftsportal oder eine automatische Datenschnittstelle.
Die vom Kunden zu erfüllenden Voraussetzungen:
Über einen Desktop-PC | Über die Postident App für Android |
---|---|
AusweisApp2 des Bundes | Aktiviertes NFC (Near Field Communication) eines Android Smartphones |
Ein durch das BSI zugelassenes Kartenlesegerät | Sechsstellige PIN der eID-Funktion |
Sechsstellige PIN der eID-Funktion | Stabile Internetverbindung |
Deutscher Personalausweis mit Online-Ausweisfunktion (freigeschaltete eID-Funktion) | Deutscher Personalausweis oder deutscher elektronischer Aufenthaltstitel, der nach dem 1. März 2013 ausgestellt wurde, mit Online-Ausweisfunktion |
Stabile Internetverbindung und aktueller Webbrowser |
Postident durch Foto
Mit dem Online-Verfahren Postident durch Foto können sich die Kunden mittels Aufnahme ihres Portraits und Ausweisdokuments schnell und einfach identifizieren. Mit diesem Verfahren können zusätzlich auch die Führerscheine der Kunden geprüft werden. Das Verfahren wurde zunächst für Mobilitätsdienstleistungen wie Autovermietung, Flottenmanagement oder Carsharing entwickelt. Um es auch für andere Branchen nutzbar zu machen, wird es stetig weiterentwickelt.
So funktioniert das Online-Verfahren Postident durch Foto:
- Online-Identifizierung bei der Deutschen Post: Hierbei werden Fotos des Ausweises und/oder des Führerscheins angefertigt. Es folgt eine kurze Videosequenz des Gesichts mittels Webcam. Anschließend werden die Daten an die Deutsche Post übermittelt.
- Dokumentenprüfung und Datenbereitstellung: Die Überprüfung der Dokumente erfolgt durch entsprechend geschulte Mitarbeiter der Deutschen Post. Die Identifizierungsdaten werden automatisch an den Kunden übermittelt.
- Erfolgreiche Online-Validierung: Ab sofort kann der Kunde den gewünschten Service nutzen.
Die vom Kunden zu erfüllenden Voraussetzungen:
Per Web-Anwendung | Per mobilen Browser oder App |
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Webcam-fähiger Browser und Webcam | Smartphone |
Ausweisdokument (Personalausweis oder Reisepass) mit optischen Sicherheitsmerkmalen | Ausweis (Reisepass oder Personalausweis) mit optischen Sicherheitsmerkmalen |
Führerschein (je nach Anwendung) | Postident App (Android oder iOS) oder mobiler Browser |
Führerschein | |
Den Service gibt es jeweils auch als mobile Browserlösung. |
Postident App
Das digitale Zeitalter macht auch vor der Deutschen Post nicht halt. Und so haben die Kunden heute die Möglichkeit, alle Online-Verfahren – wie zuvor beschrieben – auch per Postident App durchzuführen. Die mobile Anwendung erhalten die Kunden im App Store oder im Play Store. Mithilfe der App ist es möglich, sich von unterwegs oder zu Hause einfach und bequem in wenigen Minuten zu identifizieren.
Ablauf der Identifikation
Wie soeben beschrieben, ist der Ablauf des klassischen Verfahrens sehr einfach: Der Kunde wendet sich an eine Bank, wenn er ein Bankkonto bei dieser eröffnen will. Die Bank schickt dem Kunden die entsprechenden Eröffnungsunterlagen zur Kenntnisnahme und Unterschrift zu. Dazu kommt ein Postident Coupon, mit dem der Neukunde seine Identität bei der Post unter Vorlage eines Ausweisdokuments bestätigen lassen kann. Die Unterlagen werden dann normalerweise zusammen mit der Identitätsbestätigung übermittelt.
Inzwischen gibt es zudem das Postident online. Vermutlich werden die Online-Verfahren das Postident in der Filiale künftig ablösen. Allerdings werden die Möglichkeiten zur Online-Durchführung noch nicht von allen Banken und Dienstleistern genutzt.
Welche Unterlagen werden benötigt?
Der Antragsteller benötigt folgende Unterlagen:
- Postident Coupon (bei Postident in der Filiale).
- Gültiges Ausweisdokument mit Lichtbild (Personalausweis, Reisepass, dem deutschen Personalausweis entsprechende ausländische Identitätskarte).
- Falls erforderlich: Unterlagen in einem verschlossenen Umschlag, die an den Kunden zurückgeschickt werden.
Bei der digitalen Nutzung von „Postident durch Postfiliale“ (also ohne Postident Formular) können im Rahmen der Identifizierung keine Rücksendeunterlagen angenommen werden. Wenn der Kunde Rücksendeunterlagen an den Dienstleister oder die Bank sendet, müssen diese in einem verschlossenen, frankierten Umschlag vorgelegt werden.
Achtung
Bei den Ausweisdokumenten sollte der Kunde darauf achten, dass diese gültig sind. Abgelaufene Ausweise werden nicht bestätigt.
Dauer und Kosten des Postident-Verfahrens
Die Deutsche Post berechnet natürlich für das Postident Kosten. In der Regel bleibt die Identifizierung für den Endkunden aber kostenfrei, da der Dienstleister oder die Bank die Gebühren für die Durchführung übernimmt.
Die Durchführung des Postident-Verfahrens ist nicht sehr zeitaufwendig. Wenn der Verbraucher eine Filiale aufsucht, muss er in der Regel nur wenige Minuten warten. Die Verfahren, die im Rahmen des Legitimationsverfahrens an der Haustür abgewickelt werden, erfordern selbstverständlich die Anwesenheit des Kunden. Sollte dieser nicht anzutreffen sein, hinterlässt der Postmitarbeiter eine Nachricht mit der Aufforderung, dass die Identifikation in einer Postfiliale durchzuführen ist. Der Kunde hat dafür sieben Werktage Zeit. Anschließend werden die Unterlagen an den Absender zurückgeschickt.
Weil neben der reinen Identifikation auch die Brieflaufzeiten zu berücksichtigen sind, kann die Abwicklung in einer Filiale einige Tage in Anspruch nehmen. Bei den elektronischen Produkten erfolgt die Identifizierung online und ohne weitere Verzögerung.
Identifikation durch Dritte mit Vollmacht möglich?
Das Postident-Verfahren dient zur Bestätigung der Identität eines Verbrauchers. Den Postident mit Vollmacht für eine andere Person durchzuführen, ist dementsprechend nicht möglich. Der Antragsteller muss persönlich in der Postfiliale erscheinen, um sein Ausweisdokument (Personalausweis oder Reisepass) vorzuzeigen. Darüber hinaus muss er seine Unterschrift auf dem Postident Coupon leisten. Gleiches gilt im Übrigen für die Online-Verfahren.
Vor- und Nachteile des Postident-Verfahrens
Die Vor- und Nachteile sind in der nachfolgenden Tabelle übersichtlich zusammengefasst:
Postident durch Postfiliale | Postident durch Ausweisfunktion | Postident durch Foto |
---|---|---|
Keine technischen Voraussetzungen bei dem Kunden nötig. | MedienbruchfreieIdentifikation über NFC-Funktion des Smartphones (Android) des Kundenoder am Computer. | Ortsunabhängige Identifizierung mit PC oder Laptop sowie mobil über Tablet und Smartphone. |
Höchster Abdeckungsgrad an Ausweisen aus 200 Ländern. | Übernahme relevanter Ausweisdaten. | Zeitsparend: Die Anmeldung wird komplett online vorgenommen. Der Kunde spart sich den Besuch einer Validierungsstation. |
Bundesweit flächendeckendes Filialnetz. | Elektronische, schnelle Bereitstellung der Identifizierungsdaten. | Postident durch Foto können Verbraucher 24/7 nutzen. |
Übernahme relevanter Ausweisdaten. | Konform mit demGeldwäschegesetz. | Die Prüfung der Dokumente erfolgt täglich zwischen 8:00 und 22:00 Uhr durch professionell geschulte Servicemitarbeiter. |
Höhere Sicherheit vor Betrug und Fälschung durch die Prüfung mittels Ausweislesegerät. | ||
GwG-konform nach Vorgabe des Geldwäschegesetzes. | ||
TÜV IT zertifiziert, als eIDAS konformes Modul eines Vertrauensdienstes für die Feststellung der Identität einer natürlichen Person. |
Die Nachteile des Postident-Verfahrens
Mit der Identifizierung in der Postfiliale sind durchaus Nachteile verbunden. So müssen Antragsteller in jedem Fall den Weg zur Filiale auf sich nehmen und können den Vorgang nur während der Öffnungszeiten vornehmen. Je nach Wohnort und Arbeitszeiten kann sich das als unflexibel erweisen. Durch die Übermittlung der Unterlagen auf dem Postweg fallen außerdem einige Tage Wartezeit an, bis der Antrag endgültig abgeschlossen werden kann.
Für die beiden anderen genannten Verfahren sind zudem technische Voraussetzungen erforderlich, etwa die Onlinefunktion des Personalausweises sowie das damit verbundene Kartenlesegerät..
Gibt es andere Möglichkeiten der Identifikation?
Bei dem sogenannten Videoident-Verfahren handelt es sich um ein modernes Verfahren zur Online-Identifikation per Video-Chat. Es soll eine einfache Möglichkeit sein, die eigene Identität zu bestätigen. Das Verfahren wird das klassische Postident-Verfahren in der Zukunft möglicherweise ablösen. Wie es funktioniert, erklärt dieser OFINA-Ratgeber.
Postident durch Videochat
Auch die Deutsche Post bietet mittlerweile das sogenannte Postident durch Videochat an. Mit dieser Form des Video-Ident-Verfahrens können sich Kunden per PC oder App von einem Call-Center-Agenten der Deutschen Post einfach online identifizieren lassen. Das Verfahren ist konform mit dem Geldwäschegesetz, der eIDAS-Verordnung und dem Telekommunikationsgesetz. Es ist kombinierbar mit dem Produkt Postident E-Signing für rechtssichere digitale Unterschriften.
Was heißt eIDAS-konform? Mit der sogenannten eIDAS-Verordnung hat die Europäische Union einen europäisch gültigen Rechtsrahmen für digitale Unterschriften festgelegt. Genügt eine digitale Unterschrift den Anforderungen dieser Verordnung, so besitzt sie die gleiche Rechtskraft wie eine handschriftliche Unterschrift. Damit die digitalen Unterschriften des Postident E-Signing der Deutschen Post eIDAS-konform sind, hat diese sich gemäß der Verordnung prüfen und als qualifizierter Vertrauensdienstleister anerkennen lassen.
Fazit: Postident in der Filiale oder online – der Kunde hat (immer häufiger) die Wahl
Derzeit arbeiten noch viele Dienstleister und Banken mit dem klassischen Legitimationsverfahren per Postident. Alternativen wie das Post-Ident-Verfahren per Ausweisfunktion oder per Foto oder auch das VideoIdent-Verfahren werden aber ebenfalls immer häufiger angeboten. Mit diesen Verfahren können sich Antragsteller bei Kontoneueröffnungen oder für Kredite unkompliziert online legitimieren – und müssen dafür nicht mehr das Haus verlassen.