Schuldnerberatung: Mit Expertenhilfe schuldenfrei werden

Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten

Hier ein Null-Prozent-Kredit, dort ein günstiges Finanzierungsangebot – schon tappen Verbraucher in die Schuldenfalle. Eine Schuldnerberatung kann helfen, dort wieder herauszukommen. Doch viele Menschen scheuen den Weg dorthin, weil sie sich schämen oder Angst vor weiteren Kosten haben. Wir verraten, wie die Schuldenberatung gelingt!

Das Wichtigste in Kürze

• Die Schuldenberatung eignet sich für alle Verbraucher, die sich mehr oder weniger hoch verschuldet haben; als Faustregel gilt: Je früher die Beratung aufgesucht wird, desto besser.
• Viele Angebote sind kostenlos, bedingen aber vorab einen vereinbarten Termin.
• Stellt die Scham ein Hindernis dar, gibt es eine anonyme online Schuldenberatung, die beispielsweise von der Caritas angeboten wird.
• Schuldner sollten darauf achten, dass sie nicht auf unseriöse Anbieter hereinfallen. Keinesfalls sollte ein neuer Kreditvertrag unterschrieben werden.

Warum eine Schuldenberatung?

Viel zu schnell ist es passiert und ein Schuldenberg hat sich angehäuft: Die Raten für laufende Kredite können aufgrund von plötzlicher Arbeitslosigkeit, Krankheit oder Trennung vom Lebenspartner nicht mehr gestemmt werden. Rechnungen bleiben ungeachtet liegen, Mahnungen stapeln sich – und eine Wohnungskündigung erscheint immer wahrscheinlicher. In einem solchen Fall sollte eine Schuldenberatung in Erwägung gezogen werden. .

Die Schuldnerberatung hilft, wenn Kreditnehmer mit ihren Schulden und Zahlungsverzügen nicht mehr weiter wissen. Dafür gibt es entsprechende Schuldnerberatungsstellen, aber auch Angebote im Internet, die vorwiegend anonym genutzt werden können. Da viele Menschen aus Scham nicht handeln, um den Schuldenberg zu bekämpfen, wird das Angebot der Schuldenberatung häufig viel zu spät genutzt. Denn als Faustregel gilt: Je weniger Schulden, desto größer die Chance auf einen Ausweg.

Welche Kosten entstehen durch eine Schuldenberatung?

Oftmals fragen sich Betroffene, was eine Schuldnerberatung kostet. Denn fallen für die Schuldnerberatung Kosten an, würden diese eine zusätzliche Belastung bedeuten. Die gute Nachricht ist aber, dass es viele Schuldnerberatungsstellen gibt, die keinerlei Kosten verlangen. Die kostenlose Schuldnerberatung fällt meist in den Bereich der öffentlichen oder staatlichen Schuldenberatung. Es gibt aber auch Online Schuldenberatungen, die keine Gebühren verlangen. Lediglich die Schuldnerberatung durch einen Anwalt kann Kosten verursachen.

Öffentliche Schuldenberatung

Hier sind deutschlandweit über 1.000 anerkannte Stellen vertreten, die eine Schuldnerberatung kostenlos anbieten. Hinter den Einrichtungen stecken meist Organisationen wie das Deutsche Rote Kreuz, die Diakonie oder die Caritas, die wohltätigen Zwecken dienen.

Der Vorteil für Betroffene: Diese öffentlichen Schuldnerberatungen richten das Augenmerk nicht nur auf die Schuldenberatung an sich, sondern auch auf soziale Betreuung. So werden Tipps gegeben, wie die eigenen Finanzen besser gemanagt werden können und welche Strategien künftige Schulden vermeiden.

Staatliche Schuldenberatung

Ebenfalls in den Bereich der kostenlosen Schuldnerberatung fallen Verbraucherzentralen und Stellen der Kommunen, bei denen sich Schuldner beraten lassen können. Der Fokus der staatlichen Schuldnerberatung liegt allerdings meistens weniger auf der sozialen Komponente. Dennoch gibt es häufig Vernetzungen mit sozialen Einrichtungen, die bei Sucht- oder Familienproblemen helfen können, welche wiederum Schulden nach sich ziehen.

Sowohl die öffentliche Schuldenberatung durch gemeinnützige Stellen als auch die staatliche Schuldnerberatung durch Kommunen erfordert meist einen Termin, der telefonisch oder per E-Mail vereinbart werden kann.

Online Schuldenberatung

Bei der Onlineberatung können Schuldner anonym und binnen kürzester Zeit erste Hilfe in Sachen Schuldenfreiheit finden und Tipps erhalten, wie künftig Schulden vermieden werden.

Organisationen wie die Caritas oder die Arbeiterwohlfahrt bieten Online Schuldnerberatungen auf anonymer Basis an, ermöglichen aber auch gleichzeitig, einen Vor-Ort-Termin auszumachen. Oftmals ebnet die erste Online Schuldenberatung den Weg direkt in die Beratungsstelle, da sie die Hemmschwelle senkt.

Schuldenberatung mit Anwalt

Es gibt auch die Variante der Schuldenberatung mit Anwalt, die allerdings nicht kostenfrei ist. Sie empfiehlt sich vor allem bei komplizierten Fällen, wie es bei Selbstständigen, Startups oder im Zuge strittiger Forderungen der Fall sein kann. Empfehlenswert ist dann eine Schuldenberatung bei einem Fachanwalt für Insolvenzrecht.

Die Kosten für die Schuldnerberatung sollten im Vorfeld erfragt werden. Auch muss dem Schuldner klar sein, dass der Anwalt rein finanzielle und rechtliche Aspekte besprechen wird. Die soziale Komponente wie bei einem öffentlichen Schuldenberater fehlt hier komplett; dabei ist gerade diese oft wichtig, um auch künftig schuldenfrei zu bleiben.

Vorsicht vor unseriösen Anbietern

Leider ist der Begriff des Schuldnerberaters in Deutschland nicht gesetzlich geschützt. Das macht es unseriösen Anbietern leicht, sich als solcher auszugeben und oftmals kostenpflichtige Schuldenhilfe anzubieten. Doch in den seltensten Fällen finden Schuldner hier die ersehnte Lösung. Vielmehr werden zusätzliche Kredite zur Abbezahlung laufender Darlehen oder teure Versicherungen angeboten. Diese sollten Betroffene keinesfalls abschließen!

Gibt es Beratungsverträge, sollten diese im Vorfeld genauestens geprüft werden. Im Zweifelsfall sollte lieber eine öffentliche, anerkannte Stelle für die Schuldnerberatung genutzt werden.

Wichtig: Vertrauen als Basis für die Schuldnerberatung

Das A und O bei der Schuldenberatung ist Vertrauen, das wiederum oft eine Frage der Sympathie ist. Wenn dem Betroffenen der Schuldenberater sympathisch erscheint, wird er eher offen und ehrlich seine Probleme schildern als bei einem unsympathischen Gegenüber. Im Zweifelsfall kann es helfen mehrere Schuldenberatungsstellen „auszutesten“ – denn ohne Offenheit seitens des Betroffenen fällt es dem Schuldenberater schwer, die Situation richtig einzuschätzen und passende Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Wie läuft eine Schuldnerberatung ab?

Sucht der Betroffene eine Schuldnerberatungsstelle auf, wird der Schuldenberater im ersten Schritt die Probleme erfassen. Wie hoch sind die Schulden? Bei wie vielen Gläubigern sind Schulden entstanden? Welches Problem ist das Größte? Wie hoch sind Einnahmen und Ausgaben, gibt es vielleicht noch ungenutzte Einnahmen, etwa in Form von Sozialleistungen? Anschließend geht es um die erste Soforthilfe, die beispielsweise die Einrichtung eines Pfändungsschutzkontos oder den Widerspruch gegen ungerechtfertigte Mahnungen umfasst.

In einem zweiten Termin wird geprüft, welche Forderungen vorliegen. Diese sollte der Schuldner zur Schuldenberatungsstelle mitbringen. So kann sich der Schuldenberater einen besseren Überblick verschaffen und auch feststellen, ob alle Forderungen berechtigt sind. Welche schließlich zuerst bezahlt werden müssen und wo noch ein wenig Aufschub besteht, wird ebenfalls gemeinsam ermittelt. Schlussendlich zeigt der Schuldenberater bestenfalls Wege aus der Krise auf und gibt je nach Einrichtung Tipps, wie künftige Schulden vermieden werden können.

Welche Möglichkeiten aus der Schuldenkrise gibt es?

Wer einmal in der Schuldenkrise steckt, muss sich dort meist langsam und mühselig wieder herausarbeiten. Dafür gibt es zwei gängige Möglichkeiten: Die Schuldenregulierung und die Privatinsolvenz.

1. Die Schuldenregulierung

Im Rahmen der außergerichtlichen Schuldenregulierung wird ein Schuldenbereinigungsplan erarbeitet. Daran beteiligt sind meist der Betroffene, der Schuldnerberater und ein Steuerberater oder ein Anwalt. In dem Plan wird festgelegt, welche Zahlungen wann geleistet werden können. Der Schuldenbereinigungsplan wird den Gläubigern des Schuldners vorgelegt. Diese dürfen auf eine Einmalzahlung oder festgelegte Raten bestehen, wenn dafür ein Teil der ausstehenden Schulden erlassen wird.

Grundsätzlich besteht für jeden Schuldner die Möglichkeit, einen solchen Plan zu erstellen. Dieser ist an keine gesetzlichen Vorgaben gebunden. Seine Umsetzung steht und fällt aber mit den Gläubigern. Lehnt auch nur ein einziger den Schuldenbereinigungsplan ab, kann die außergerichtliche Einigung nicht erfolgen. Nehmen alle Gläubiger ihn hingegen an, ist der Schuldner nach der Durchführung des Plans schuldenfrei.

2. Die Privatinsolvenz

Wenn einer oder mehrere der Gläubiger den Schuldenbereinigungsplan ablehnen, bleibt dem Betroffenen noch die Insolvenz. Diese ermöglicht eine Schuldenfreiheit, ohne dass alle Schulden bezahlt werden müssen. Die gerichtliche Schuldenverhandlung liegt dem zugrunde. Das Gericht verhandelt den abgelehnten Plan vor dem Amtsgericht. Sofern auch hier kein Ergebnis erzielt werden kann, kommt ein Anwalt oder Steuerberater in der Rolle des Treuhänders zum Einsatz. Dieser prüft die vorhandenen Sach- und Geldwerte desjenigen, der die Schulden bezahlen muss, und schaut, welche Dinge im Zuge des Insolvenzverfahrens gepfändet werden können. Diese werden für die Regulierung der Schulden genutzt.

Anschließend muss sich der Verbraucher für einen bestimmten Zeitraum, der maximal sechs Jahre beträgt, in der so genannten „Wohlverhaltensphase“ beweisen. Während dieser dürfen keine neuen Schulden angehäuft werden. Außerdem wird der pfändbare Anteil des verfügbaren Einkommens an den bestellten Treuhänder gezahlt.

Es gibt aber ein Ausschlusskriterium für die Insolvenz: Die Privatinsolvenz ist nur dann möglich, wenn der Schuldner nicht auf selbstständiger Basis tätig ist bzw. keine Forderungen im selbstständig tätigen Bereich bestehen.

Wichtiger Aspekt: Schulden künftig vermeiden

Um künftig nicht mehr in die Schuldenfalle zu tappen, geben viele Schuldenberatungsstellen Tipps mit auf den Weg. Dazu gehört beispielsweise, einen Haushaltsplan aufzustellen und die Einnahmen und Ausgaben jederzeit im Blick zu haben. Eintreffende Rechnungen sollten sofort geöffnet und bezahlt werden. Bei Einkäufen kann sich ein Preisvergleich lohnen; auch sollte stets überlegt werden, ob eine Anschaffung wirklich notwendig ist. Bewährt haben sich auch finanzielle Reserven für Notfälle und die regelmäßige Überprüfung von laufenden Verträgen. Manchmal ist dort noch eine Optimierung möglich, die langfristig Geld einspart.

Fazit: Ein Schuldenberater kann dem Schuldner wieder auf die Beine helfen

Durch eine Schuldnerberatung wird der Weg in die Schuldenfreiheit geebnet. Betroffene sollten also möglichst frühzeitig über ihren Schatten springen und das zumeist kostenlose Angebot in Anspruch nehmen. Spätestens, wenn Mahnungen ins Haus flattern und Rechnungen nicht bezahlt werden können, drängt die Zeit. Je früher sich um einen Ausweg aus den Schulden gekümmert wird, desto besser. Als Bonus gibt es oftmals wertvolle Tipps, wie sich im Alltag künftig Geld sparen lässt.