Möbel, Autos, Urlaub, Umzug – es gibt viele Gründe, die Verbraucher dazu veranlassen, einen Kredit aufzunehmen. Deutsche Haushalte bedienen im Schnitt zwischen drei und fünf kleinere Kredite. Die permanente Überziehung des Dispos, zu hohe Immobilienkreditzinsen oder die Zusammenfassung mehrerer kleiner Darlehen, sind gute Gründe, sich mit einer Umfinanzierung zu beschäftigen. Denn durch die Umschuldung wird die eigene Finanzlage nicht nur übersichtlicher, es lassen sich auch Kreditkosten sparen.
Inhaltsverzeichnis
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Kreditumschuldung spart in vielen Fällen Zinskosten ein, ist aber für Schulden unter 1.000 Euro oft nicht geeignet.
- Mit dem Umschuldungskredit lassen sich ein bestehendes Darlehen oder mehrere Altkreditverträge vollständig ablösen, sodass statt vieler kleiner Einzelraten lediglich eine große monatliche Rate zu bezahlen ist.
- Es ist immer nötig, die Kostenersparnis unter Berücksichtigung aller anfallenden Kostenpositionen wie Vorfälligkeitsentschädigung, sonstiger Strafzahlungen, Bearbeitungsgebühren und weiterer Kosten zu ermitteln.
Was ist eine Umschuldung?
Eine Umschuldung ist die Ablösung bestehender Schulden durch die Aufnahme eines neuen Kredits. Die bestehenden Schulden bezeichnen dabei sämtliche laufende Kredite. Mit der ausbezahlten Kreditsumme werden die vorhandenen Kredite ganz oder teilweise abgelöst.
Durch die Umschuldung mehrerer einzelner kleiner Kredite mit hohem Effektivzinssatz in einen großen Kredit mit geringerem Effektivzinssatz lassen sich Kosten einsparen. Zudem steigt die Übersicht über die eigene finanzielle Situation, weil die Anzahl der zu leistenden Raten reduziert wird.
Kredit umschulden: Wann lohnt sich der Wechsel?
Eine Umschuldung lohnt sich immer dann, wenn die Kosten für die Aufnahme und Fortführung eines neuen Kredits insgesamt geringer sind, als die Kosten für die laufenden Kredite bzw. den laufenden Kredit. Insofern gilt es für Kreditnehmer, folgende Kostenpunkte gegenüberzustellen:
- Altes Darlehen: Aktueller Zinssatz, Kosten für die Umschuldung (Vorfälligkeitsentschädigung), Gesamtkosten bis zur Abbezahlung des Darlehens
- Neues Darlehen: Neuer Zinssatz und Zinsersparnis, mögliche Bearbeitungsgebühren, Gesamtkosten bis zur Abbezahlung des Darlehens
Die Umschuldung lohnt sich entsprechend, wenn die Zinsersparnisse bis zum Laufzeitende größer sind, als die Kosten für eine vorzeitige Ablösung des alten Darlehens.
Besondere Problematik: Mehrere Kredite verursachen Mehrfachkosten
Stehen Verbraucher aufgrund mehrerer Kredite bei verschiedenen Kreditgebern in der Schuld, müssen sie entsprechend mehrfach Bearbeitungsgebühren und Nebenkosten für den jeweiligen Kredit bezahlen. Hinzu kommen die Zinskosten und Tilgungsleistungen. Werden die Kredite sinnvoll zusammengefasst, indem sie in einen Umschuldungskredit zusammengeführt werden, lassen sich durch die Umfinanzierung Zins- und sonstige Kreditkosten einsparen.
Beispiel für die Umschuldung
Ein Schuldner muss jeden Monat drei Kredite mit unterschiedlichen Zwecken bedienen:
- Modernisierungskredit für seine Immobilie bei der Hausbank (Restschuld 20.000 Euro, Effektivzins 2,5 Prozent)
- Finanzierung der Küche (Restschuld 16.000 Euro, Effektivzins 6 Prozent)
- Finanzierung der Wohnzimmermöbel (Restschuld 4.000 Euro, Effektivzins 5,5 Prozent)
Insgesamt belaufen sich seine Schulden auf 40.000 Euro. Im Rahmen einer Kreditumschuldung gelingt es dem Schuldner, ein Darlehen zu einem Zinssatz in Höhe von 2,8 Prozent zu erhalten. Er entscheidet sich dazu, die Finanzierungen für die Küche und die Möbel über insgesamt 20.000 Euro mit dem Umschuldungskredit abzulösen. Den Modernisierungskredit lässt er weiterlaufen.
Statt der drei Einzelkredite verbleiben nach der Umschuldung nur noch zwei Kredite, die monatlich zu bedienen sind. Neben der Ersparnis, die sich durch den geringeren Zinssatz ergibt, reduziert der Schuldner die Kosten für die Kreditkontoführung und sonstige Kreditnebenkosten.
Wann lohnt sich die Umschuldung nicht?
Die Umschuldung eines Kredits lohnt sich in der Regel dann in keinem Fall, wenn die Restschuld unter 1.000 Euro liegt und die Laufzeit weniger als zwölf Monate beträgt. In einem solchen Fall wird es sehr schwierig werden, eine günstigere Alternative zu finden. Das liegt daran, dass Banken bei Neuverträgen für Ratenkredite bestimmte Mindestlaufzeiten und Mindestbeträge festlegen.
In einem solchen Fall können Verbraucher folgende Optionen prüfen:
- Sind genügend Ersparnisse vorhanden, um die Restschuld komplett zu begleichen? Dann lohnt es sich, die damit im Zusammenhang stehenden Kosten zu ermitteln. Verlangt die Bank keine Vorfälligkeitsentschädigung, rechnet sich die sofortige Rückzahlung meist, weil die Zinsgutschrift auf dem Sparkonto geringer ist, als die Höhe der Zinskosten beim Kreditgeber.
- Liegt die Laufzeit des bestehenden Kredits unter zwölf Monaten, könnte die Umschuldung in einen Kredit mit einer längeren Laufzeit sinnvoll sein. Das lässt sich feststellen, indem Kreditinteressenten mehrere Angebote einholen und die Kreditkosten miteinander vergleichen.
Sonderfall Umschuldung und Baufinanzierung
Verbraucher mit einem Baufinanzierungskredit sollten in Zeiten niedriger Zinsen überprüfen, ob eine Umschuldung infrage kommt. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass in den letzten 20 Jahren der durchschnittliche Zinssatz für Darlehen mit zehnjähriger Zinsbindungsfrist bei rund 4,7 Prozent lag. Ende 2018 bewegt sich der Effektivzins für ein Baudarlehen zwischen 1,5 Prozent und 1,8 Prozent. Für Baukreditnehmer bedeutet es, dass sie langfristig viel Geld sparen können.
Generell sollte jeder Kreditnehmer wissen, dass § 489 BGB ein Sonderkündigungsrecht für Immobilienfinanzierungen einräumt. In diesem Paragrafen steht sinngemäß, dass Darlehensnehmer einer Immobilienfinanzierung mit einem gebundenen Zinssatz zehn Jahre nach der Kreditaufnahme komplett oder teilweise kündigen können, ohne dass ihnen dafür eine Vorfälligkeitsentschädigung oder sonstige Bearbeitungskosten in Rechnung gestellt werden dürfen. Die finanzierende Bank hat die Verpflichtung, ihre Kunden innerhalb von sechs Monaten aus dem Vertrag zu lassen. Über diesen Weg können Verbraucher mit langfristigen Krediten vorzeitig aus dem Vertrag aussteigen und eine Umschuldung realisieren.
Kreditnehmer mit einem Immobilienvertrag mit Abschlussdatum älter als 4,5 Jahre
Baukreditnehmer, die ihren Vertrag von ungefähr fünf Jahren abgeschlossen haben, sollten sich möglichst frühzeitig mit der kommenden Anschlussfinanzierung beschäftigen und dabei die Zinsentwicklung im Auge behalten. Es kann sich durchaus lohnen, heute bereits ein Forwarddarlehen aufzunehmen.
Es gibt Kreditanbieter, die eine Vorlaufzeit von 60 Monaten (= 5 Jahre) gewähren, manche bieten sogar eine Vorlaufzeit von 66 Monaten an. In der Praxis heißt das, dass Kreditnehmer mit einem Vertrag, der erst viereinhalb Jahre alt ist, ebenfalls überprüfen können, ob sich eine Umschuldung für lohnt und deshalb infrage kommt.
Welche Umschuldung passt am besten?
Es gibt verschiedene Formen der Umschuldung. Häufig sind davon der Dispositionskredit, der Ratenkredit und der Immobilienkredit betroffen. Generell gibt es verschiedene Gründe, weshalb Verbraucher sich für eine Umschuldung entscheiden. Sinnvoll ist eine Umschuldung, wenn einer der folgenden Situation zutrifft:
- Der Dispositionskredit auf dem Girokonto wird häufig und in großem Umfang genutzt.
- Der Verbraucher muss mehrere kleinere Kredite bedienen.
- Der Immobilienkredit läuft aus bzw. die Anschlussfinanzierung ist in greifbare Nähe gerückt.
- Der Baukredit soll wegen hoher Zinsen umgeschuldet werden.
Die folgende Tabelle verschafft einen Überblick über die verschiedenen Umschuldungsformen mit ihren Vor- und Nachteilen.
Umschuldungsform | Vorteile | Nachteile |
---|---|---|
Dispokredit in Ratenkredit, Rahmenkredit oder Abrufkredit umschulden |
|
Finanziell unerfahrene Verbraucher können dazu tentieren, trotz Umschuldung das Girokonto zu überziehen. Es besteht die Gefahr, dauerhaft in die Schuldenfalle zu geraten. Die geeignete Gegenmaßnahme lautet, den Dispokreditrahmen bei der Bank zu kündigen |
Zusammenführen mehrerer Kredite in einen Kredit |
|
|
Umschuldung von zu teuren Immobilienfinanzierungen |
|
Eventuell wird Vorfälligkeitsentschädigung gefordert |
So funktioniert eine Umschuldung
Entscheiden sich Kreditnehmer für eine Umschuldung, haben sich die folgenden Schritte bewährt:
- Status Quo prüfen und erfassen
Schuldner fassen die wesentlichen Daten ihrer Kredite in einer Übersicht zusammen. Wichtige Kriterien sind der effektive Jahreszins, die verbleibende Restlaufzeit, die Höhe der monatlichen Tilgungsrate und die Höhe der Restschuld. Wichtig: Wem diese Daten nicht vorliegen, fordert sie bei der zuständigen kreditgebenden Bank an. - Vorfälligkeitsentschädigung und sonstige Kosten für vorzeitige Auflösung ermitteln
Nicht jeder Kredit ist mit einer Vorfälligkeitsentschädigung behaftet. Hinweise darauf finden Kreditnehmer im Kreditvertrag. Geht es um einen Kredit bis maximal 75.000 Euro, der vor dem Stichtag 11.6.2010 (Inkrafttreten der europäischen Verbraucherkreditrichtlinie) geschlossen wurde, gilt eine dreimonatige Kündigungsfrist. Außerdem darf die vorzeitige Auflösung des Kredits maximal ein Prozent der ausstehenden Restschuld kosten. Steht etwas anderes im Vertrag, ist das nicht rechtens und deshalb anfechtbar. - Errechnen des Sparpotenzials
Anhand der vorliegenden Daten lässt sich nun die mögliche Ersparnis berechnen, indem die Gesamtkosten des alten und des neuen potenziellen Kredits gegenübergestellt werden. Falls es allein nicht gelingt, die Ersparnis zu berechnen, empfiehlt es sich, einen Experten um Rat zu fragen. - Umschuldung auf den Weg bringen
Rechnet sich die Umschuldung, kann der neue Vertrag abgeschlossen werden. Wichtig: Die Vertragslaufzeit des Neuvertrags muss passend an die Vertragslaufzeit des Altvertrags anschließen. So können Kreditnehmer mit dem ausgezahlten Umschuldungsdarlehen den oder die Altverträge ablösen, ohne vorübergehend in finanzielle Schwierigkeiten zu geraten. Der Termin für die erste Rate des neuen Kredits sollte nach Zahlung der letzten Rate des Altvertrags bzw. der Altverträge liegen, damit keine Doppelbelastung erfolgt.
Tipp
Mit einem guten Angebot für einen Umschuldungskredit können Verbraucher zu ihrer Hausbank gehen und es dort vorlegen. Manche Banken steigen ein und bieten ähnlich gute Konditionen an. Sollte die Hausbank kein vergleichbares Angebot machen, ist der Wechsel zu einer günstigeren Finanzierung wirtschaftlich betrachtet die beste Option.
Umschuldung online abschließen – so funktioniert es
- Der Vorgang startet ganz einfach, indem die gewünschte Kreditsumme nebst Laufzeit und Verwendungszweck in den Vergleichsrechner eingetragen wird. Interessenten geben ihre Bankverbindung und persönliche Daten wie Name und Adresse ein.
- Nun erhalten Kreditnehmer ein konkretes, aber noch unverbindliches Angebot.
- Im Zuge des weiteren Vorgangs steht die Identifikation per Videocall an. Kreditinteressenten müssen dazu ihren Personalausweis bereithalten.
- Der Abschluss des Vertrags erfolgt ebenfalls online. Kreditnehmer unterschreiben elektronisch. In vielen Fällen wird der gewünschte Betrag am gleichen Tag überwiesen.
Um die Umschuldung online abzuschließen, müssen Kreditnehmer mindestens 18 Jahre alt sein. Der Hauptwohnsitz muss in Deutschland liegen. Zudem ist ein deutsches Bankkonto mit regelmäßigen Geldeingängen erforderlich. Auch die Bonität wird überprüft: Dazu werden Daten bei der SCHUFA abgefragt. Je nach Höhe des Kredits werden weitere finanzielle Rahmendaten vom potentiellen neuen Kreditgeber angefordert.
Fazit: Verbraucher mit Schulden sollten die Zinsentwicklung regelmäßig beobachten
Die Überziehung des Girokontos ist ein häufiger Grund, der Verbraucher dazu veranlasst, über eine Umschuldung nachzudenken. Doch auch langfristige bestehende Kredite sollten mit Blick auf die mögliche Zinsersparnis überprüft werden. Je größer die Restschuld und je höher der gültige Zinssatz im Vergleich zum Umschuldungskredit ausfällt, desto höher ist der potentielle Sparbetrag. Jeder Verbraucher, der Kredite über 1.000 Euro bedient oder sein Girokonto regelmäßig überzieht, sollte die aktuelle Zinsentwicklung verfolgen, um gegebenenfalls zum geeigneten Zeitpunkt eine Umschuldung auf den Weg zu bringen.