Das wissen Auskunfteien über Verbraucher
Kleidung im Versandhandel bestellen, ein Girokonto eröffnen und spontan den Flatscreen im Elektronikfachmarkt auf Raten kaufen – jeder Verbraucher hinterlässt Spuren, wenn er Kaufverträge abschließt. Bestimmte Daten, die dabei hinterlassen werden, landen in einer Kreditauskunft. Welche Daten gespeichert werden, was das für einen Einfluss auf Kredite hat und wie Verbraucher ihrer Daten einsehen können, zeigt der folgende Artikel.
Inhaltsverzeichnis
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Kreditauskunft sammelt Daten, prüft sie aber nicht auf Richtigkeit.
- Falsche Daten können auf Antrag des Verbrauchers korrigiert werden.
- Kreditauskunfteien arbeiten mit Vertragspartnern zusammen, die ihnen die Daten bereitstellen.
- Verbraucher haben das Recht auf eine kostenfreie Auskunft über die gespeicherten Daten.
Was ist eine Kreditauskunft?
Eine Kreditauskunft ist ein Unternehmen, das Daten über Privatpersonen und/oder Unternehmen sammelt, die im Zusammenhang mit dem Geschäfts- und Zahlungsverhalten sowie der Vertragstreue stehen. Außerdem werden personen- bzw. firmenbezogene Daten gespeichert. Von Personen werden unter anderem diese Informationen vorgehalten:
- Name, (frühere) Adressen, Geburtsort und Geburtsdatum
- Eröffnung von Bankkonten wie Girokonto, Basiskonto, Pfändungsschutzkonto
- Abschluss von Ratenkrediten
- Besitz von Kreditkarten
- unbestrittene Forderungen
- vollstreckbare Titel (Vollstreckungsbescheid)
- Betrugsfälle und Missbrauch in Sachen Identitätsangabe und Bonität
- Eintragungen aus öffentlichen Verzeichnissen/amtlichen Bekanntmachungen (z. B. Eintrag als Geschäftsführer oder Prokurist im Handelsregister)
- Scorewert
Eine Kreditauskunft arbeitet zu diesem Zweck mit Vertragspartnern zusammen, die ihr relevante Informationen geben. Allerdings prüft sie diese nicht auf Richtigkeit, sondern sie sammelt sie lediglich. Zu den üblichen Vertragspartnern einer Kreditauskunft gehören zum Beispiel Banken, Versicherungen, Versandhäuser, Einzelhändler (Möbelhäuser, Elektronikfachmärkte, Autohäuser und andere).
Wer schon einmal in einem Elektronikfachmarkt ein Gerät auf Raten gekauft hat, erinnert sich vermutlich an den Vertrag, der zu unterschreiben war. In diesem Vertrag stand wahrscheinlich, dass der Kreditnehmer zustimmt, dass der Elektronikfachmarkt eine SCHUFA-Auskunft einholt. Die SCHUFA ist eine Kreditauskunft, die zum einen auf Nachfrage ihrer Vertragspartner Daten von Verbrauchern ausgibt – in diesem Fall an den Elektronikfachmarkt. Zum anderen erhält sie im Gegenzug detaillierte Angaben vom Elektronikfachmarkt, falls der Vertrag zustande kommt: wie hoch der Kreditbetrag ausfällt, ob die Zahlungen regelmäßig geleistet werden und wann die Rückzahlung komplett erledigt ist.
Außerdem haben Verbraucher die Möglichkeit, selbst Daten in einer Kreditauskunft einzutragen oder eintragen zu lassen. Auch ist es möglich, bestehende Angaben einzusehen und diese ändern zu lassen, wenn sie nicht oder nicht mehr stimmen.
Einfluss der gespeicherten Daten einer Kreditauskunftei
Mit Hilfe dieser Informationen und unter Berücksichtigung der oben genannten Aspekte, wie zum Beispiel die Anzahl der Kreditaktivitäten, ermittelt die Kreditauskunft eine Zahl, den so genannten Scorewert. Dieser gibt an, wie es um die Zahlungsmoral des Verbrauchers bestellt ist. Der Score liefert einen konkreten Hinweis darauf, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass jemand einen Kredit zurückbezahlt. Der Basisscore spiegelt eine allgemeine Einschätzung der Rückzahlungswahrscheinlichkeit wider.
Der beste Score mit 100 Prozent ist grundsätzlich nicht erreichbar. Der Wert würde bedeuten, dass ein Zahlungsausfall ausgeschlossen ist, doch das ist nicht realistisch. Selbst wenn sich ein Verbraucher noch nie etwas hat zuschulden kommen lassen, ist er nicht vor dem Schicksal gefeit. Jedem kann etwas geschehen, was es ihm unmöglich macht, eine Zahlungsverpflichtung zu bedienen. Der Arbeitsplatzverlust oder ein schwerer Unfall können im Handumdrehen das ganze Leben auf den Kopf stellen und dafür sorgen, dass Raten unbezahlt bleiben. Eine 100-prozentige Zahlungsgarantie gibt es somit niemals.
Eine Kreditauskunft wie die SCHUFA stellt ihren Vertragspartnern unterschiedliche Scores zur Verfügung:
- Es gibt zum Beispiel einen Score, der etwas über die Rückzahlungswahrscheinlichkeit eines Autokredits aussagt.
- Ein anderer bezieht sich auf Immobilienfinanzierungen, der nächste auf den Versandhandel.
- Das bedeutet, dass ein Baufinanzierer eine andere Auskunft erhält als der Versandhandel.
- Tatsächlich lässt sich das Zahlungsverhalten und die Wahrscheinlichkeit der Rückzahlung nicht in allen Branchen über einen Kamm scheren und die Vertragspartner der Kreditauskunfteien vereinbaren aus diesem Grund spezielle Branchenlösungen.
Welchen Nutzen hat eine Kreditauskunft?
Wenn Verbraucher etwas auf Rechnung kaufen, einen Ratenkredit abschließen oder eine Baufinanzierung aufnehmen wollen, dann gewähren ihnen die Vertragspartner einen Kredit. Der Versandhändler, der Ratenkreditgeber oder der Baufinanzierer gehen ein gewisses Risiko ein, dass der Kunde nicht oder nicht pünktlich zahlt.
Bevor sie einem neuen Kunden blindlings etwas zuschicken oder eine hohe Geldsumme bereitstellen, wollen sie erfahren, ob der Verbraucher aller Wahrscheinlichkeit nach den gewährten Kredit ausgleichen wird. Dazu greifen sie auf die Kreditauskunft zurück und entscheiden anhand der bereitgestellten Informationen, ob sie das Risiko eingehen oder nicht:
Positiv
Hat sich ein Verbraucher immer korrekt verhalten, hat vielleicht in der Vergangenheit bereits bewiesen, dass er einen Kredit regelmäßig bedient hat, so schlägt sich das in einem positiven Score nieder. Die Wahrscheinlichkeit, dass auch der nächste Kredit über einen vergleichbaren Betrag zuverlässig zurückgeführt wird, ist hoch. Dadurch ist der Kreditgeber vermutlich bereit, den Kreditvertrag einzugehen.
Negativ
Auch das Gegenteil kann geschehen: Lassen die Informationen der Kreditauskunft darauf schließen, dass es mit der Zahlungsmoral nicht so gut bestellt ist, zum Beispiel, weil bereits mehrere Pfändungen in der Vergangenheit dokumentiert wurden, lehnt der Versandhandel den Kauf auf Rechnung ab und liefert nur gegen Vorkasse.
Kreditauskunft und Kreditvergabe – wie hängt das zusammen?
Auch Banken bedienen sich der Kreditauskünfte. Sie sind wichtiger Bestandteil der Grundlage für die Kreditentscheidung. Ein Beispiel:
Angenommen, ein potenzieller Baukreditnehmer hat bei einem Mobilfunkanbieter Schulden von 1.000 Euro, die aktuell per Pfändung eingetrieben werden. Das wirft kein gutes Licht auf ihn. Ist aus der Kreditauskunft außerdem eine schwache Bonität zu erkennen, dürfte es schwierig werden, den Kredit zu erhalten. Aufgrund der unstrittig bestehenden Schulden und der damit demonstrierten fehlenden Zahlungsbereitschaft bzw. Zahlungsfähigkeit und aufgrund der generell als schlecht eingestuften Bonität lehnen Banken die Zusammenarbeit mit diesem Kunden mit großer Wahrscheinlichkeit ab.
Eine Kreditauskunft nützt damit dem jeweiligen Vertragspartner, das Risiko des Zahlungsausfalls besser einschätzen zu können. Sie beeinflusst die Entscheidung in erheblichem Maße. Kreditauskunfteien sind aber auch aus Sicht von Verbrauchern nicht per se negativ zu werten. Wer seine Rechnungen pünktlich zahlt und über eine tadellose Auskunft verfügt, erhöht so die Chancen, ein Darlehen zu erhalten.
Welche Kreditauskunfteien gibt es?
In Deutschland gibt es mehrere Kreditauskunfteien, die bekanntesten sind diese:
- SCHUFA Holding AG – Sie ist die größte Kreditauskunft in Deutschland. Über 80 Prozent aller Deutschen sind hier erfasst.
- Creditreform e.V. und Boniversum – Zusammen verfügen Creditreform und Boniversum über 110 Millionen Datensätze. Die Unternehmen sind auch im Inkassogeschäft tätig.
- Avarto Infoscore – Diese Auskunftei ist überwiegend im Mobilfunkbereich zu finden. Auch in Sachen Onlinehandel taucht Infoscore häufig auf. Avarto Infoscore ist mit der Bertelsmanngruppe verbunden. Das Unternehmen verfügt über Datensätze von rund 8 Millionen Verbrauchern und machte vor einigen Jahren aufgrund von Geoscoring auf sich aufmerksam. Dabei werden die Wohndaten von Verbrauchern bei der Bonitätsbewertung berücksichtigt.
- Bürgel – Die Kreditauskunft Bürgel ist im Bereich Onlinehandel und Händlerkredite tätig. Sie verfügt über Datensätze von rund 40 Millionen Kunden.
Wie erfahre ich, welche Daten Kreditauskunfteien über mich speichern?
Das Recht auf kostenfreie Auskunft über die gespeicherten Daten zur Person ist im Bundesdatenschutzgesetzt (BDSG) verankert. Die Auskunftspflicht betrifft nicht nur Kreditauskunfteien, sondern jedes Unternehmen, das Daten über Personen speichert.
Am Beispiel der SCHUFA lässt sich erklären, wie Verbraucher herausfinden können, welche Daten über sie gespeichert werden.
- Die Kreditauskunft bietet zum einen die gesetzliche Möglichkeit, die Daten schriftlich anzufordern. Dies ist einmal pro Jahr kostenfrei, wobei die SCHUFA hierzu online ein entsprechendes Formular bereitstellt. Die Auskunft an sich wird jedoch per Brief verschickt.
- Zum anderen offeriert sie einen kostenpflichtigen Zugang, über den Verbraucher jederzeit Zugriff auf ihre Daten haben. In den kostenpflichtigen Servicepaketen werden mehr Infos bereitgestellt, als in der kostenfreien Selbstauskunft stehen. Zum Bespiel können Verbraucher prüfen, wer Auskünfte über sie einholt, sie werden automatisch über Aktivitäten von potenziellen und bestehenden Vertragspartnern auf ihrem Account informiert, sie können die Entwicklung ihres Scores verfolgen und es ist möglich, Falscheinträge rasch korrigieren zu lassen.
Tipp
Wer die Kreditauskunft etwa für einen Mietvertrag benötigt, sollte sich frühzeitig um die kostenfreie Eigenauskunft kümmern. Es kann durchaus einige Wochen dauern, bis das Schreiben eintrifft. Muss es schnell gehen, hilft nur die kostenpflichtige Auskunft – diese steht online zur Verfügung.