Die Darlehenszinsen sind aktuell auf einem historisch einmalig niedrigen Niveau. Für Verbraucher und zukünftige Bauherren scheint der Zeitpunkt immer noch günstig, größere Anschaffungen über ein Darlehen zu finanzieren. Worauf gerade bei den Darlehenszinsen zu achten ist und welche Faktoren sie bestimmen, informieren wir hier.
Inhaltsverzeichnis
Das Wichtigste in Kürze: Darlehenszinsen
- Mit den Darlehenszinsen sind oft die reinen Sollzinsen gemeint, die kompletten Darlehenskosten gibt jedoch erst der effektive Jahreszins an.
- Darlehenszinsen werden allgemein durch den Leitzins aber auch über verschiedene bankinterne Faktoren bestimmt.
- Nach wie vor erhalten Verbraucher wie Bauherren durch das aktuelle Niedrigzinsumfeld günstige Darlehenszinsen.
Was sind Darlehenszinsen?
Mit einem Darlehen gewährt eine Bank, Versicherung oder ein anderer Finanzdienstleister einen Kredit, der eine Anschaffung allgemein oder zu einem bestimmten Zweck finanziert. Als Entgelt oder Preis für das verliehene Geld verlangen Banken Darlehenszinsen, die oft auch als Sollzinsen bezeichnet werden. Dabei handelt es sich um einen Zinssatz, der vom Kunden oder Darlehensnehmer an die Bank als Darlehensgeber in unterschiedlicher Weise zu zahlen ist.
st vertraglich nichts anderes geregelt, werden die Darlehenszinsen am Ende eines Jahres oder anteilig regelmäßig als monatliche Rate zusammen mit einer Tilgungszahlung vom Darlehenskonto des Kunden eingezogen. Die Darlehenszinsen können aber auch einmalig vorzeitig zusammen mit dem Darlehens- oder Kreditbetrag zurückgezahlt werden.
Über die Höhe der Darlehenszinsen treffen Darlehensnehmer sowie Darlehensgeber per Vertrag eine Vereinbarung. Im Allgemeinen richtet sich die Höhe nach dem aktuellen Zinsniveau, wobei auch bankinterne Vergabekriterien und Faktoren den Zins bestimmen. Bei jedem Darlehen an Endverbraucher müssen Banken aufgrund gesetzlicher Bestimmungen (PAngV) den Effektivzins klar benennen.
Welche Kriterien gibt es für die Entstehung der Kreditzinsen?
Kreditzinsen sind eine wichtige und notwendige Ertragsquelle für die das Geld verleihenden Banken. Denn neben den eigenen Kosten der Geldbeschaffung und Verleihung sowie einem Inflationsausgleich kalkulieren Banken in die Darlehenszinsen auch ihren eigenen Verdienst. Zudem müssen sie je nach Kreditwürdigkeit der Darlehensnehmer das eigene Risiko eines Kreditausfalls über den Zins „einpreisen“. So ergibt sich zum Beispiel bei einer Baufinanzierung die Höhe der Zinsen durch folgende Faktoren:
- den Darlehensbetrag
- die Laufzeit des Immobilienkredites
- die Höhe des Eigenkapitals
- die Bonität (Kreditwürdigkeit) des Kunden
- die Länge der Zinsfestschreibung (Jahre)
- den vom Kreditnehmer eingebrachten Sicherheiten
Erst durch die Gesamtzahl dieser Faktoren entsteht am Ende der Zinssatz und eine Summe an zu zahlenden Darlehenszinsen.
Was ist der Unterschied zwischen Sollzins und Effektivzins?
Wird vom Sollzins- oder Darlehenszinssatz gesprochen, so ist darunter allgemein der reine Zinssatz zu verstehen. Vielfach sind mit den Sollzinsen auch allgemein die Kredit- oder Darlehenszinsen gemeint. Der Sollzinssatz zeigt damit grundsätzlich an, wie viel Zinsen für einen Kredit zu zahlen sind. Bis zum Jahr 2010 mit Inkrafttreten der Verbraucherkreditrichtlinie waren die Sollzinsen im gesetzlichen Sprachgebrauch noch der sogenannte Nominalzins. Umgangssprachlich wird der Sollzins auch immer wieder im Zusammenhang mit einer genehmigten Überziehung (= negativer Saldo) des eigenen Girokontos und den dabei von den Banken berechneten Zinsen benutzt.
Tatsächlich entstehen für den Verbraucher bei einem Darlehen neben den reinen Sollzinsen noch weitere Kosten. Solche Nebenkosten eines Darlehens können zum Beispiel sein:
- Abschluss- und Vermittlungsgebühren
- Kontoführungsgebühren
- Bereitstellungs- und
- Bearbeitungskosten
- Transaktionskosten
Werden diese Gebühren und Kosten zu den reinen Zinskosten des Darlehens hinzugerechnet, ergibt sich daraus der Effektivzins. Auf das Jahr berechnet müssen Banken bei jedem Darlehensangebot den sogenannten effektiven Jahreszins für die Kunden gut sichtbar ausweisen. So können Verbraucher zudem am besten verschiedene Darlehensangebote miteinander vergleichen.
Achtung: Wird das angebotene Darlehen der Bank vom Abschluss einer sogenannten Restschuldversicherung abhängig gemacht, erhöhen auch diese Kosten den effektiven Jahreszins zusätzlich.
Gibt es einen richtigen Zeitpunkt um möglichst niedrige Zinsen zu erhalten?
Ob es den richtigen Zeitpunkt für den bestmöglichen Darlehenszins gibt, hängt immer von mehreren Faktoren ab:
- die allgemeine Lage auf den Zins- und Kapitalmärkten
- die eigenen finanziellen Bedingungen und insbesondere die Kreditwürdigkeit
Allgemein betrachtet besteht schon seit 2009 ein außergewöhnlich günstiges Niedrigzinsumfeld. Der aktuelle Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) bei 0,00 Prozent (Mitte 2019) trägt dazu maßgeblich bei. Wie sich die EZB-Leitzinsen mittel- bis langfristig weiterentwickeln, kann schwer vorhergesagt werden. Viele Experten gehen aber davon aus, dass durch die sich aktuell abschwächende Konjunktur (Stand Februar 2019) die Leitzinsen in Europa noch Monate oder bis über das Jahr hinaus auf diesem äußerst niedrigen Niveau verharren werden. So kann damit gerechnet werden, dass sich zum Beispiel die Darlehenszinsen für Immobilienkredite nicht wesentlich verändern und weiterhin sehr günstig bleiben werden.
Wie werden Kreditzinsen berechnet? (mit Beispiel)
Darlehenszinsen werden in der Regel auf Grundlage der Darlehenssumme und des jeweils vertraglich vereinbarten Zinssatzes berechnet. Sie werden dann als jährlicher Zins ausgewiesen und dem Darlehensnehmer in monatlichen Raten zusammen mit der anteiligen Tilgung berechnet.
Beispiel: Ein Darlehen wird in Höhe von 150.000 Euro für 10 Jahre abgeschlossen. Der Darlehenszinssatz beträgt gleichbleibend 1,25 Prozent (Nominalzins). Zum Darlehen kommen noch Kosten für Gebühren und Provisionen der Bank in Höhe von 750 Euro hinzu, die gleich zu Beginn der Laufzeit des Darlehens dem Kundenkonto belastet werden:
Darlehensbetrag | 150.000,00 € |
Provisionen und weitere Kosten (gesamt) | 750 € |
Provisionen und Kosten (jährlich) | 75,00 € |
Provisionen, Kosten (monatlich) | 6,25 € |
Sollzinsen 1,125 % (Jahr) | 1.875,00 € |
Sollzinsrate (monatlich) | 156,25 € |
Effektivzinsen (Jahr) | 1.950,00 € |
Effektivzinssatz (Jahr) | 1,30% |
Monatlich werden demnach ohne Tilgung des Darlehens Sollzinsen in Höhe von 156,25 vom Darlehenskonto des Kunden abgebucht.
Fazit Darlehenszinsen: Welcher Zins ist genau gemeint?
Darlehenszinsen sind nicht gleich Zinsen. Es kommt darauf an, welche Kosten enthalten sind und welche nicht. Für einen möglichst aussagekräftigen Vergleich von Darlehenszinsen sollten Verbraucher den effektiven Jahreszins benutzen. Darin sind alle für ein Darlehen erheblichen Kosten enthalten und nur so wird deutlich, wie teuer ein Darlehen wirklich ist.